Verstärktes Virustatikum Lopinavir gibt es jetzt als Tablette

FRANKFURT AM MAIN (awa). Den mit Ritonavir verstärkten Proteasehemmer Lopinavir gibt es seit einigen Monaten als Tablette. Die Neuentwicklung hat verglichen mit der bisherigen weichen Gelkapsel mehrere Vorteile.

Veröffentlicht:

Die Tablette mit Lopinavir kann zum Beispiel unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Und: Statt zweimal täglich drei Kapseln müssen nur zweimal täglich zwei Tabletten geschluckt werden. Zudem gibt es weniger gastrointestinale Wirkungen.

Lopinavir und Ritonavir sind nur schwer wasserlöslich. Deshalb lagen die Substanzen bisher in der weichen Gelkapsel in Ölsäure gelöst vor, um die Aufnahme über den Darm zu verbessern. Folge: Die Kapseln mußten kühl gelagert und mit einer Mahlzeit eingenommen werden. Jede Softgelkapsel enthielt 133,3 Milligramm Lopinavir und 33,3 mg Ritonavir (Lopinavir/r; Kaletra®).

Die Meltrex®-Technik, eine Schmelztechnik aus der Kunststoffindustrie, ermöglicht es nun, eine feste Lösung herzustellen, in der Lopinavir und Ritonavir als Nanopartikel sehr fein in einer hydrophilen Polymermatrix verteilt vorliegen. Das hat Dr. Jörg Breitenbach berichtet. Er ist Direktor des Unternehmens Soliqs, ein Geschäftsbereich von Abbott. Die Wirkstoffpartikel haben mit der neuen Technik eine Größe von nur 100 bis 200 Nanometer. Durch die so stark vergrößerte Oberfläche sind Lopinavir und Ritonavir besser wasserlöslich und bioverfügbar.

Die Polymermatrix zerfalle im Verdauungstrakt spontan und entlasse unabhängig vom pH-Wert kontinuierlich eine milchige Dispersion, in der die beiden Wirkstoffe gelöst sind, sagte Breitenbach bei einer Abbott-Veranstaltung in Frankfurt am Main. So werden die Substanzen über die Zeit gleichmäßig freigesetzt. Eine Tablette enthält 200 Milligramm Lopinavir und 50 Milligramm Ritonavir.

Verglichen zu historischen Daten mit Gelkapseln ist die Tablette nach Angaben von Dr. Knud Schewe aus Hamburg gastrointestinal besser verträglich. So klagten im Vergleich mit der Tablette nur halb so viele Patienten über Diarrhoen (17 Prozent im Vergleich zu 36 bis 69 Prozent).

Auch Bauchschmerzen, Aufstoßen, Blähungen und Übelkeit traten mit der Tablette in den Phase-I-Studien seltener auf. Als Grund führte Schewe an, daß die Tablette sehr viel weniger Hilfsstoffe als die Kapsel enthält und potentiell abführende Substanzen wie Ölsäure, Sorbitol und Glycerin fehlen.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Interview

Wie toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schadet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert