Cannabis-Freigabe

Weniger Opioid-Tote in den USA?

Die Zahl der Todesfälle durch Überdosierung von Opioiden nimmt in den USA seit Jahren zu. Die Legalisierung von Cannabis könnte diesem Trend entgegenwirken, wie aus einer aktuellen Studie hervorgeht.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Cannabis: Für Schmerzpatienten möglicherweise eine Alternative zu Opioiden oder zumindest ein Mittel, um den Opioidbedarf zu senken.

Cannabis: Für Schmerzpatienten möglicherweise eine Alternative zu Opioiden oder zumindest ein Mittel, um den Opioidbedarf zu senken.

© Boris Roessler/dpa

PHILADELPHIA. In 23 US-amerikanischen Staaten ist es heute erlaubt, Cannabis zu medizinischen Zwecken einzusetzen; Hauptindikationsgebiet sind chronische und starke Schmerzen.

Damit ist Cannabis für Schmerzpatienten möglicherweise eine Alternative zu Opioiden oder kann zumindest ihren Opioidbedarf senken.

So ließe sich jedenfalls das Ergebnis einer neuen Studie (JAMA Intern Med. 2014; 174(10): 1668-1673) erklären: US-Staaten, in denen Cannabis als Medikament angewendet werden darf, haben weniger Todesfälle durch Opioidüberdosierungen.

Diese haben in den USA in den vergangenen Jahren zusammen mit der Zahl der Opioidverordnungen wegen chronischer, nicht krebsbedingter Schmerzen extrem zugenommen.

Zulassung in vielen US-Staaten

Im Studienzeitraum von 1999 bis 2010 war bzw. wurde Cannabis in 13 US-Staaten als Medikament zugelassen. Wie in den übrigen 37 Staaten nahm auch dort die Mortalität durch Überdosierung von Opioidanalgetika weiter zu. Rein zahlenmäßig waren die Sterberaten in den Cannabis-Staaten sogar höher.

Wurden jedoch Unterschiede in der Verordnungs- und Überwachungspraxis sowie im Wohlstand berücksichtigt, lag die Rate der Todesfälle durch Opioidanalgetika dort im Mittel um 24,8 Prozent niedriger als in den Staaten ohne Cannabis-Freigabe.

Ihr Anteil ging umso stärker zurück, je länger die Cannabis-Gesetze in Kraft waren: um 19,9 Prozent nach einem Jahr und um 33,7 Prozent nach sechs Jahren.

Rückgang der Opioiddosierung?

Der Rückgang der Opioidmortalität ließ sich nicht mit einer besseren gesundheitlichen Allgemeinversorgung in den betreffenden Staaten erklären: Todesfälle durch Sepsis oder Herzerkrankungen zeigten keine Assoziation mit der Legalisierung von Cannabis.

Eine Kausalität des beobachteten Zusammenhangs zwischen Cannabis-Gesetzen und Rückgang tödlicher Opioidüberdosierungen lässt sich aus den Studiendaten nicht ableiten.

Die Studienautoren um Marcus A. Bachhuber vom Philadelphia Veterans Affairs Medical Center spekulieren allerdings, dass Cannabis, weil es die Analgesie unterstützt und die Symptome eines Opioidentzugs etwas abschwächt, zu einem Rückgang der Opioiddosierung führen könnte.

Dies müsste nun jedoch durch eine Analyse der Opioid-Verordnungen geprüft werden.

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