Wenn Depressionen nicht restlos gehen

FLORENZ (aam). Eine bessere Beteiligung der Patienten an den Entscheidungsprozessen zur Therapie bei einer Depression trägt dazu bei, unerwünschte Wirkungen zu vermeiden und die Therapietreue zu verbessern. Das gilt auch für eine auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Pharmakotherapie.

Veröffentlicht:
Bei älteren Männern wird eine Depression häufig nur schwer erkannt.

Bei älteren Männern wird eine Depression häufig nur schwer erkannt.

© Foto: Petr Nadwww.fotolia.de

Um die Chance auf Remission zu erhöhen, sollte sich die Auswahl eines Antidepressivums nach den vorherrschenden Symptomen richten, sagte Professor Stephano Pallanti bei einem Symposium des Unternehmens GlaxoSmithKline in Florenz. Das setze voraus, den Patienten stärker in den Entscheidungsprozess einzubeziehen, seine Bedürfnisse zu ergründen und zu überprüfen, ob er die Informationen über erwünschte und unerwünschte Wirkungen verstanden habe.

Eine bessere Beteiligung der Patienten an der Behandlung erhöhe ihre Zufriedenheit sowie die Therapietreue signifikant. Zudem müsse die Bewertung von Residualsymptomen durch Arzt und Patient im klinischen Alltag noch verbessert werden, so der Experte aus Florenz.

Für einen Patienten mit Residualsymptomen sollte man das Antidepressivum danach auswählen, ob es selektiv auf jenes Neurotransmittersystem wirkt, das diese Symptome bedingt, riet Professor David Nutt aus London. Wenn unter einer serotonergen Medikation sexuelle Dysfunktion, Fatigue, Schlafstörungen oder Anhedonie auftreten, könne man eine Augmentation der bisherigen Therapie mit einem Wirkstoff wie Bupropion (Elontril®) erwägen, der die dopaminerge und noradrenerge Neurotransmission fördert. In Frage komme aber auch eine Umstellung auf eine Substanz mit anderem Wirkmechanismus.

In der antidepressiven Wirksamkeit sei Bupropion den SSRI ähnlich, die Verträglichkeit jedoch besser, sagte Nutt. Außerdem gehen Somnolenz und Fatigue mit Bupropion einer Studie zufolge stärker zurück als mit SSRI (Biol Psychiatry 60, 2006, 1350). Nach einer aktuellen Metaanalyse hat der Wechsel auf nicht-SSRI-Antidepressiva wie Bupropion, Mirtazapin oder Venlafaxin die Chance auf eine Remission im Vergleich zu einer Umstellung auf einen zweiten SSRI um 30 Prozent erhöht (Biol Psychiatry 41, 2008, 58).

Lesen Sie dazu auch: Tipps für Depressive zu Osteoporose-Schutz Depressive haben besonders oft Insomnien

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ergebnis der UNITE-Studie

Migräne plus Depression: Fremanezumab wirkt offenbar doppelt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung