Studie

Wie Salzzufuhr und Darmflora zusammenhängen

Zu viel Salz dezimiert Milchsäurebakterien im Darm, wodurch verschiedene Krankheiten entstehen könnten. Mit einer einfachen Gegenmaßnahme konnten Forscher in einer Studie dem entgegensteuern.

Veröffentlicht:
In einer Studie bekamen Probanden die doppelte Tagesmenge an Salz: Ihr Blutdruck und ihre Anzahl an Immunzellen stiegen an.

In einer Studie bekamen Probanden die doppelte Tagesmenge an Salz: Ihr Blutdruck und ihre Anzahl an Immunzellen stiegen an.

© Ilya Andriyanov / iStock / Thinkstock

BERLIN. Salz reduziert die Anzahl von Laktobazillen im Darm von Mäusen. Das hat ein interdisziplinäres Forscherteam in einer Studie herausgefunden, die im Magazin "Nature" publiziert wurde (doi: 10.1038/nature24628).

Die übermäßige Salzzufuhr führte gleichzeitig dazu, dass der Blutdruck und die Anzahl von Th17-Helferzellen anstieg. Diese Immunzellen stehen mit Autoimmunerkrankungen wie MS in Verbindung.

Die Forscher konnten diese Effekte jedoch abmildern, indem sie den Mäusen probiotische Laktobazillen: Dann ging die Zahl der Th17-Helferzellen zurück und der Blutdruck sank. Zusätzlich milderte die Gabe neurologische Symptome von experimentelle autoimmune Enzephalomyelitis, einer Krankheit, die der Multiplen Sklerose gleicht.

Studie bei Menschen bestätigt Erkenntnis

Die Wissenschaftler untersuchten diesen Zusammenhang an zwölf gesunden Männern, die 14 Tage sechs Gramm zusätzlich an Salz erhielten. Dies entsprach in etwa einer Verdopplung ihrer täglichen Salzzufuhr. Auch hier sank die Zahl an Laktobakterien im Verdauungstrakt – und der Blutdruck stieg an sowie die Zahl der Th17-Helferzellen.

Damit fanden die Forscher eine mögliche Verbindung zwischen Darmflora und verschiedenen Krankheiten, was Bakterien weiter in den Forschungsfokus schiebt. "Wir können nicht ausschließen, dass es andere salzempfindliche Bakterien gibt, die ähnlich wichtig sind" wie die Lactobazillen, sagt Prof. Dominik Müller vom Berliner Experimental and Clinical Research Center (ECRC).

Als Nächstes wolle das ECRC untersuchen, ob probiotische Laktobazillen, wie sie in fermentiertem Sauerkraut, Joghurt oder Käse vorkommen, therapeutisch eingesetzt werden könnten: Das Zentrum plant eine doppelblinde, Placebo-kontrollierte Blutdruck-Studie mit dem Einsatz von Lactobacillus-Probiotika, so die Wissenschaftler. (ajo)

Mehr zum Thema

Tablette ohne aktiven Wirkstoff

Offenes Placebo könnte Lebensqualität bei Migräne verbessern

Prävention von HIV-Infektionen

Kölner Forscher finden breit wirksamen Antikörper gegen HIV

Warum werden Menschen krank?

Rainer Fehr erforscht die „Stadt- und Regional-Gesundheit“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Cochrane Review

RSV-Impfung: Risiko schwer zu erkranken sinkt für Senioren

Lesetipps
Viele bunte Tabletten liegen auf einem Tisch.

© Rong / stock.adobe.com

Tablette ohne aktiven Wirkstoff

Offenes Placebo könnte Lebensqualität bei Migräne verbessern