Schilddrüsenwoche

Wie ist es um die Lebensqualität nach Schilddrüsen-Op bestellt?

Häufig ist die Lebensqualität von Patienten, bei denen eine Schilddrüsen-Op angezeigt ist, nicht die beste. Wie aber sieht es nach dem Eingriff aus? Ein Chirurg aus Frankfurt/Main versucht eine Einordnung.

Von Christina Ott Veröffentlicht:
Schilddrüse: Eine Operation kann die Lebensqualität von Patienten mit Schilddrüsen-Erkrankungen nachhaltig verbessern.

Schilddrüse: Eine Operation kann die Lebensqualität von Patienten mit Schilddrüsen-Erkrankungen nachhaltig verbessern.

© magicmine / Getty Images / iStock

Frankfurt /Main. „Wenn wir über die Lebensqualität nach einer Schilddrüsen-Op nachdenken, denken wir ja zunächst auch an Risiken, die damit verbunden sein können. Etwa eine Rekurrensparese, Hypoparathyreoidismus, eine Narbe,“ sagte Professor Wolf Bechstein, Universitätsklinikum Frankfurt/Main.

Am schlimmsten sei hier der permanente Hypoparathyreoidismus, er führe zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität (LQ), erläuterte der Chirurg bei einem Schilddrüsen-Update von Sanofi-Aventis. Er belegte dies unter anderem anhand einer französischen LQ-Studie mit Patienten nach kompletter Thyreoidektomie (n=349).

75 Patienten mit Verdacht auf Hypoparathyreoidismus hatten mehr als ein halbes Jahr nach dem Eingriff einen Parathormon (PTH)-Wert von unter 15 pg/ml, von ihnen entwickelten 45 Patienten einen permanenten Hypoparathyreoidismus. Als Kontrollgruppe dienten 96 Patienten mit normaler Schilddrüsenfunktion (Calcium-Wert >2 mmol/l, innerhalb von zwei Tagen nach Op) (Ann Surg 2021; 274(5): 851-858).

Op kann Lebensqualität nachhaltig verbessern

Beim Vergleich der beiden Gruppen zeigten sich bei Patienten mit permanentem Hypoparathyreoidismus erhebliche Beeinträchtigungen, so hatten sie unter anderem signifikant häufiger Myalgien, Knochenschmerzen, Parästhesien, Konzentrationsschwierigkeiten, depressive Episoden, Panikattacken, Übelkeit, Tinnitus und Nierensteine sowie eine geringere Stimmqualität. „Es ist schon erschreckend, wenn man dieses ganze Spektrum sieht“, so Bechstein.

Eine Op kann die Lebensqualität bei Patienten mit Schilddrüsen-Erkrankungen aber auch nachhaltig verbessern. Hierzu präsentierte Bechstein mehrere Studien, darunter eine mit 150 euthyreoten Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis (anti-TPO-Antikörper >1000 IU/ml), die trotz medikamentöser Behandlung immer noch Symptome zeigten. Sie hatten randomisiert entweder eine weitere Hormon-Therapie oder eine Thyreoidektomie erhalten.

Das Ergebnis: Nur in der Gruppe der operierten Patienten verbesserte sich die Lebensqualität. Es kam zu einer Steigerung des Gesundheitsscores (SF-36, 38 auf 64 Punkte), einer Abnahme des Fatigue-Scores (23 auf 14 Punkte) und der chronischen Erschöpfbarkeit (82 auf 35 Prozent) sowie der medianen anti-TPO-Antikörper (2232 auf 152 IU/ml).

Verbesserung der LQ

Bestätigt wurde dies auch in einer australischen Untersuchung, bei der es nach Schilddrüsen-Op zu einer messbaren Verbesserung der LQ kam (etwa bei Augenproblemen, Müdigkeit, Angstsymptomen, et cetera).

Besonders von einer Operation profitieren wohl auch übergewichtige und adipöse Patienten mit Knotenstruma (BMI 30,1 bis 74,2), wie US-amerikanische Forscher aus Germantown, Tennessee zeigen konnten. Im Vergleich zu normalgewichtigen Patienten kam es bei ihnen postoperativ zu einer signifikanten Verbesserung der LQ, besonders bei Aspekten wie Müdigkeit, Vitalität, Konzentrationsfähigkeit, Nervosität, Sexualleben, et cetera.

Auch bei Patienten mit Morbus Basedow verbesserte sich in einer Studie die Lebensqualität nach einer Operation. So kam es zu einer deutlichen Verbesserung von Symptomen wie Erschöpfbarkeit, Hitzegefühl und Tachykardie.

Vom 2. bis 6. Mai findet die Schilddrüsenwoche 2022 statt. Kostenloses Servicepaket und weitere Informationen unter: www.infoline-schilddruese.de

Mehr zum Thema

Schilddrüsenwoche 2024

Eine Autoimmunthyreoiditis kommt selten allein

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Arzt im Gespräch mit Patientin

© Ground Picture / shutterstock

STIKO-Empfehlungen

Handlungsbedarf bei Grippeschutz für Chroniker

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert