Zu viel Eisen durch Transfusion - eine Tablette täglich hilft

NÜRNBERG (grue). Seit einigen Monaten gibt es mit Deferasirox eine neue Arznei zur Therapie bei transfusionsbedingter Eisenüberladung. Durch die orale Therapie nur einmal pro Tag werden die Eisenwerte in der Leber gesenkt und das Serum-Ferritin anhaltend stabilisiert.

Veröffentlicht:

Diese Eigenschaften unterscheidet Deferasirox (Exjade®) von anderen Eisenchelatoren, die entweder mehrmals täglich per oral (nur als Zweitlinien-Therapie) oder als subkutane Langzeitinfusion gegeben werden müssen. Den neuen Chelator - eine Substanz, die eine stabile Verbindung mit Metall-Ionen eingeht - gibt es für Patienten mit Beta-Thalassämie, die wegen häufiger Bluttransfusionen eine chronische Eisenüberladung haben (wir berichteten).

Zudem können damit auch andere Patienten mit transfusionsbedingtem Eisenüberschuss behandelt werden, wenn subkutanes Deferoxamin als Standard-Chelator für sie nicht infrage kommt. Die meisten dieser Patienten haben ein Myelodysplastisches Syndrom (MDS) und brauchen wegen der gestörten Blutbildung häufig Erythrozytenkonzentrate.

Jede Blutkonserve führt dem Körper etwa 200 mg Eisen zu, wie Privatdozent Detlef Haase von der Uni Göttingen bei einer Veranstaltung des Unternehmens Novartis in Nürnberg erinnerte. "Erste Zeichen der Eisenüberladung können schon nach 10 bis 20 Transfusionen auftreten", so der Hämatologe. Unlösliche Eisenkomplexe werden im Gewebe angehäuft und führen zu Myokardschäden und Leberzirrhose. "Die Entfernung des überschüssigen Eisens ist eine lebensverlängernde Maßnahme", betonte Haase. Erste Hinweise dafür hätten die Ergebnisse einer retrospektiven Analyse erbracht, wonach MDS-Patienten nach Chelat-Therapie signifikant länger leben als ohne Eisenentzug.

Und wann ist eine solche Therapie indiziert? Aufschluss geben die MDS-Therapieleitlinien. Darin wird eine Chelat-Therapie bei von Transfusionen abhängigen Patienten mit Serum-Ferritinwerten oberhalb von 1000 bis 2000 ng / ml empfohlen oder wenn bereits eine eisenbedingte Organschädigung vorliegt. "Mit dem neuen Chelator wird die Behandlung noch einfacher", so Haase.



STICHWORT

Deferasirox

Lösliche Deferasirox-Tabletten haben eine Halbwertszeit von 12 bis 16 Stunden und werden als Chelatkomplex vorwiegend über die Galle ausgeschieden. Der Wirkstoff gelangt in alle Zellen und holt Eisen aus Leber, Herz und endokrinen Organen.

Der Chelatbildner ist in Dosierungen von 20 bis 30 mg / kg Körpergewicht genauso wirksam wie die Standardtherapie mit Deferoxamin, welches fünf bis sieben Mal pro Woche - bis zu zwölf Stunden lang - subkutan über die Bauchdecke des Patienten infundiert werden muss. (grue)

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren