„Zeitpunkt deutlich zu früh“

COVID-Impfungen: KV Niedersachsen fürchtet Chaos in Praxen

Bei der geplanten Überführung der Corona-Impfungen in die Regelversorgung sind noch viele Fragen offen, sagt Niedersachsens KV-Vize Dr. Jörg Berling – und fordert mehr Zeit für den Wechsel.

Veröffentlicht:
Auf dem Weg in die Regelversorgung – aber noch gibt es viele Fragezeichen: Corona-Impfungen.

Auf dem Weg in die Regelversorgung – aber noch gibt es viele Fragezeichen: Corona-Impfungen.

© Ulrich Stamm / Geisler-Fotopress / picture alliance

Hannover. Niedersachsens KV-Vize Dr. Jörg Berling fürchtet Chaos in den Praxen der Niedergelassenen, sollten die Corona-Impfungen bereits zum Jahreswechsel in die Regelversorgung überführt werden. Das teilte die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) am Donnerstag mit. Das Bundesgesundheitsministerium will die Corona-Impfungen bereits zum 1. Januar einzig durch die niedergelassenen Ärzte vornehmen lassen.

Der Zeitpunkt sei deutlich zu früh gewählt, so Berling. Noch seien zu viele Fragen offen, „um einen reibungslosen Übergang in den kommenden 30 Tagen zu gewährleisten. Deshalb fordere ich das Bundesgesundheitsministerium auf, die Corona-Impfverordnung wie ursprünglich geplant bis April nächsten Jahres zu verlängern. Ansonsten drohten gerade in den Wintermonaten erhebliche Probleme bei der weiteren Umsetzung der Corona-Impfkampagne“, sagte der Hausarzt Berling.

„Im Winter drohen erhebliche Probleme“

So fehlten derzeit feste Lieferwege für die Impfstoffe. Auch sei noch immer offen, aus welchem Topf die Impfungen und Arzthonorare bezahlt werden sollten. Bisher kommt der Bund dafür auf. Eine Überführung der Corona-Impfung in die GKV sei bislang nicht in den Haushalten der Kassen eingeplant, kritisierte die KVN.

Lesen sie auch

Auch gebe es noch keine Vereinbarungen zwischen KVN und Kassen. „Sollte das Geld aus der Krankenversicherung kommen, würden die Kassen wohl versuchen, die Kosten der Corona-Impfung an die der Grippe-Impfung von ungefähr 7,50 Euro anzugleichen“, sagte Detlef Haffke, Sprecher der KVN, der Ärzte Zeitung. „Aber eine Corona-Impfung umfasst zum Beispiel auch eine längere Patientenaufklärung und besondere Schutzmaßnahmen und ist deshalb aufwendiger.“

Klärungsbedarfe auf regionaler Ebene

Es gebe also erhebliche Klärungsbedarfe im Hinblick auf Besonderheiten der derzeitigen Impfverordnung im Vergleich zu üblichen Impfungen. „Dies im Monat Dezember zu leisten, ist ausgeschlossen“, sagte der KVN-Vize. Zudem müssten untergesetzliche Regelungen auf Bundes- und Länderebene her.

Lesen sie auch

Es sei zwar richtig, die Corona-Impfungen in die Hände der niedergelassenen Ärzte zu geben, so Berling. Aber eine überstürzte Regelung werde im Ergebnis dazu führen, „dass die Versorgung mit COVID-Impfstoffen und damit erforderliche Auffrischungsimpfungen ab Januar nicht mehr erfolgen kann“. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spreche von der Winterwelle – „mit dem von ihm angerichteten Chaos wird er sie tatsächlich lostreten“. (cben)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus