Nordrhein
Corona-Pandemie: Kammer für Aussetzung der Fortbildungspflicht in diesem Jahr
Ärztekammer Nordrhein setzt wegen der Corona-Pandemie erst einmal Facharztprüfungen und Abschlussprüfungen für MFA aus.
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Will sich dafür einsetzen, dass die Fortbildungspflicht vorübergehend ausgesetzt wird: Nordrheins Kammerchef Rudolf Henke.
© Jochen Rolfes
Düsseldorf. Angesichts der Corona-Pandemie entfallen zurzeit viele Fortbildungen für Ärzte. Das muss Auswirkungen auf die Fortbildungspflicht haben, findet die Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo).
„Wir bemühen uns darum, den Fortbildungsnachweis in diesem Jahr auszusetzen“, sagt ÄKNo-Präsident Rudolf Henke in einer Videoansprache aus Anlass der abgesagten Kammerversammlung „Ich habe diesen Vorschlag sowohl im Bund wie im Land platziert“, berichtet Henke, der für die CDU im Bundestag sitzt.
Die ÄKNo habe alle Fortbildungsveranstaltungen und ihren traditionellen Norderney-Kongress abgesagt, um das Infektionsrisiko bei solchen Veranstaltungen zu minimieren. „Gleichzeitig arbeiten wir daran, verstärkt Online-Fortbildungen anzubieten.“
700 Facharztprüflinge betroffen
Schweren Herzens und sehr kurzfristig habe die Kammer auch die zentralen Facharztprüfungen absagen müssen. Davon sind 700 Prüflinge betroffen. Er habe sich lange gegen diese Entscheidung gewehrt, weil die erfolgreich bestandene Prüfung eine tarifliche Verbesserung mit sich bringe, betont Henke. Zudem sei noch nicht abzusehen, ob die ÄKNo die zentralen Termine im Mai halten könne. „Aber wir arbeiten an Alternativlösungen.“
Dieselbe Problematik gebe es bei den Abschlussprüfungen der Medizinischen Fachangestellten, auch sie sind ausgesetzt worden. Die Kammer suche ebenfalls nach guten Regelungen, damit zu schnellstmöglichen Termin nachgeprüft werden kann.
Die unerwartete Knappheit an Schutzkleidung, Desinfektionsmitteln und Arzneimitteln zeigt nach Einschätzung des ÄKNo-Präsidenten, dass man sich wohl zu lange auf andere und die „stets uneingeschränkte Leistungskraft der Märkte“ verlassen hat.
„ÖGD muss aufgewertet werden“
Lehren aus der aktuellen Situation muss die Gesellschaft seiner Meinung nach auch beim Thema Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD) ziehen. Die Pandemie führe vor Augen, welche maßgebliche Rolle der ÖGD in Krisenzeiten spiele. „Jetzt zeigt sich, dass die kontinuierliche Ausdünnung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in den letzten Jahrzehnten ein Ding der Unmöglichkeit ist“, sagt er.
Die verbliebenen Kollegen in den Gesundheitsämtern würden fast rund um die Uhr arbeiten. Dennoch könnten sie und ihre Mitarbeiter den Personalabbau mit ihrem Engagement nicht kompensieren. „Diese Situation müssen wir in den Kommunen auf die Tagesordnung bringen, und seien Sie sicher, dieses Thema werden wir nach der Pandemie nicht aus dem Auge verlieren.“
Statt Applaus weniger Bürokratie
Ärzte würden zurzeit viel Anerkennung und Wertschätzung von Politik und Gesellschaft erfahren. Bei einem längeren Andauern der Krise, das Henke für wahrscheinlich hält, benötigten sie aber mehr als verbalen Applaus. „Dann brauchen wir praktische Unterstützung für Krankenhäuser, Arztpraxen und andere Betriebe, die derzeit unentbehrlich sind.“
Dazu gehörten auch Hilfen, die das Personal von überflüssigen bürokratischen Belastungen verschonen. „So wie wir einen Verzicht auf unnötige Begegnungen brauchen, so brauchen wir auch einen Verzicht auf jede unnötige Bürokratie“, sagt Henke.