Kinderärzte-Mangel in Bayern

„Duale Ausbildung“ für Pädiater auf dem oberpfälzischen Land

Das Konzept „KunoLand“ ist im oberpfälzischen Landkreis Cham Antwort auf einen akuten Mangel an Kinderärzten. Es könnte Modellprojekt auch für andere unterversorgte ländliche Regionen werden.

Michaela SchneiderVon Michaela Schneider Veröffentlicht:

Furth im Wald. Von heute auf morgen gab es im Landkreis Cham nahe der Grenze zu Tschechien zwei Kinderarztpraxen weniger. Für Eltern hieß dies, dass sie mit einem fiebernden oder erbrechenden Kind viele Kilometer bis zum nächsten Kinderarzt fahren mussten.

Für Allgemeinmediziner wie Dr. Hans-Jürgen Hackl aus der Gemeinschaftspraxis „Further Hausärzte“ in Furth im Wald wuchs gleichzeitig die Herausforderung, versuchten sie doch, die Familien so weit wie möglich vor Ort mitzuversorgen. Gut zwei Jahre habe sich der eigentlich unhaltbare Zustand hingezogen, erzählt Hackl auf Nachfrage. Alle Versuche, Nachfolger für die Kinderarztpraxen zu finden, verliefen im Sand.

Facharztausbildung beim Hausarzt

Mit dem vom Freistaat Bayern geförderten Modellprojekt „KunoLand“ hat man jetzt eine Lösung gefunden, die auch für andere Regionen zukunftsweisend sein könnte, um eine hochwertige ambulante ärztliche Versorgung für Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum zu erhalten. Es baut auf zwei Säulen auf: Junge Mediziner absolvieren einen Teil ihrer Facharztausbildung in einer Hausarztpraxis. Telemedizinisch angebunden sind sie dabei an eine Kinderklinik.

Zwei Gemeinschaftspraxen in den Grenzstädten Furth im Wald und Waldmünchen kooperieren dafür mit der KinderUNIklinik Ostbayern (KUNO) in Regensburg. Diese stellt Weiterbildungsassistenten für eine mindestens sechsmonatige Rotation in die Praxen frei.

Gleichzeitig werden diese über das telemedizinische Kommunikationstool „Medic Moby App“ an die Klinik angebunden. Fotos und Befunden können darüber direkt ausgetauscht werden, auch sind etwa Liveschalten möglich, so dass die Experten aus Regensburg bei der Untersuchung erkrankter Kinder virtuell dabei sein können.

Die „Further Hausärzte“ konnten bereits zum 1. Oktober den ersten jungen Kinderarzt in Weiterbildung in der Gemeinschaftspraxis begrüßen. In der Praxis in Waldmünchen soll das Projekt im kommenden Frühjahr starten.

Live-Schalten funktionieren

„Wir sind überglücklich“, sagt Hackl, auch der junge Kollege profitiere, weil er die ganze Bandbreite in der Arbeit mit Kindern, aber auch mit Erwachsenen abdecken könne. Vor allem begeistert Allgemeinmediziner Hackl, wie unkompliziert die telemedizinische Hightech-Vernetzung funktioniere: Innerhalb kürzester Zeit sei die Verbindung nach Regensburg aufgebaut.

Entwickelt wurde das System „Medic Moby“ von der Kelheimer Goldbergklinik und der KinderUNIklinik Ostbayern in Zusammenarbeit mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg auch, um Kliniken ohne Kinderabteilung oder Notfallmediziner mit den KUNO-Experten zu vernetzen.

Vor Ort wurde das Projekt „KUNOLand“ in Anwesenheit von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) vorgestellt. „Als Gesundheitsregionplus haben wir uns intensiv dafür eingesetzt. Wir bringen damit kindermedizinische Kompetenz in Hausarztpraxen ein und können so die Qualität der medizinischen Versorgung im nördlichen Landkreis weiter verbessern“, betonte der Chamer Landrat Franz Löffler.

Der Minister sprach von einem „zukunftsweisenden Projekt, in dem die Zusammenarbeit der Gemeinschaftspraxen mit den Expertinnen und Experten der KUNO-Klinik das Kernelement“ bildeten. Das Modellprojekt läuft zunächst für ein Jahr.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Geriatrische Syndrome

COPD bei älteren Patienten – darauf sollten Sie achten

Kasuistik

Die stille Last der Acne inversa

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Lesetipps