Millionenverluste

Finanznot: Aus für Evangelisches Stadtkrankenhaus Saarbrücken

Das Evangelische Stadtkrankenhaus Saarbrücken wird überraschend geschlossen. Die Kreuznacher Diakonie reagiert damit auf andauernde Verluste in Millionenhöhe. Das Ministerium zeigt sich verwundert.

Dr. Michael KudernaVon Dr. Michael Kuderna Veröffentlicht:
Evangelisches Stadtkrankenhaus Saarbrücken im Jahr 2020.

Wird im kommenden Jahr geschlossen: das Evangelische Stadtkrankenhaus Saarbrücken (Archivbild aus dem Jahr 2020).

© picture alliance / BeckerBredel

Saarbrücken. Das einzige Krankenhaus im Zentrum von Saarbrücken macht innerhalb des nächsten halben Jahres dicht. Von dieser Entscheidung des Trägers wurden am Wochenende Bevölkerung und Politik an der Saar gleichermaßen aufgeschreckt.

Zwar dürfte die weitere Versorgung der Bevölkerung durch das städtische Klinikum Saarbrücken und das CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia sichergestellt sein, doch zeugt die Ankündigung erneut vom schwindenden Einfluss der Planungsbehörden auf Krankenhausträger sowie deren schwierigen finanziellen Situation.

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Hospiz soll erhalten bleiben

Das Evangelische Stadtkrankenhaus verfügt über 124 Plan- und 16 Belegbetten aus dem chirurgischen und internistischen Fachspektrum. Zu den Schwerpunkten zählen Unfallchirurgie, die Behandlung des diabetischen Fußes und die Alterstraumatologie. Das gut beleumundete Hospiz am gleichen Standort will die Stiftung Kreuznacher Diakonie weiterführen und um eine Einrichtung für begleitetes Leben im Alter ergänzen.

Wie der Träger weiter mitteilte, betrug das Defizit der Klinik allein in den vergangenen drei Jahren 7,8 Millionen Euro. Auch für 2022 sei mit einem Verlust in Millionenhöhe zu rechnen. Deshalb sehe man sich zur Schließung gezwungen, um die diakonisch-soziale Arbeit der Stiftung zu sichern.

Klinikum Neunkirchen soll verkauft werden

Damit wird deutlich, dass sich die Kreuznacher Diakonie im Krankenhausbereich insgesamt neu aufstellt und weitgehend aus dem Saarland zurückzieht. Für ihr größeres Haus in Neunkirchen, das ehemalige Städtische Klinikum, laufen nämlich bereits Verkaufsverhandlungen. Zuletzt war von vier Interessenten für die Klinik mit über 300 Betten und mehr als 500 Mitarbeitern die Rede.

Damit bliebe nun noch das ebenfalls in Neunkirchen ansässige Fliedner Krankenhaus als letzte Diakonie-Klinik im Saarland übrig. Dieses Haus verfügt nur über eine Fachabteilung für Psychiatrie und Psychotherapie mit 103 Betten und ist wie Saarbrücken mit einem Hospiz verbunden.

Ministerium dementiert „enge Abstimmung“

Außerhalb des Saarlandes betreibt die Kreuznacher Diakonie drei Kliniken in Rheinland-Pfalz. Das Stammhaus in Bad Kreuznach ist breit aufgestellt und hat gemeinsam mit dem kleineren Standort in Kirn rund 440 Betten. Schließlich ist die Hunsrück Klinik Simmern mit weiteren 246 Planbetten ausgestattet.

Der am vergangenen Donnerstag gefasste Beschluss von Kuratorium und Vorstand für das Saarbrücker Haus hat auch eine politische Dimension. „Die beabsichtigte Schließung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Saarländischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit sowie den Akteuren vor Ort“, heißt es in der Erklärung der Stiftung.

Minister Dr. Magnus Jung dementierte umgehend und versicherte, die Entscheidung sei ihm erst am Vortag mitgeteilt und auch „nicht gemeinsam mit dem Ministerium“ getroffen worden. Nun wolle er mit der Diakonie über die weitere Vorgehensweise sprechen.

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