Podiumsdiskussion in Potsdam

Gesundheitswesen: In Zukunft ist wohl sparen Trumpf

Mit mehr Geld fürs Gesundheitssystem ist erst einmal nicht zu rechnen. Damit die Versorgung aber gut bleibt, sind Lösungen gefragt. Im Visier von Brandenburger Gesundheitspolitikern ist unter anderem die doppelte Facharztschiene.

Benjamin LassiweVon Benjamin Lassiwe Veröffentlicht:
Deutschland ist das einzige Land mit einer doppelten Facharztschiene. Das müssen wir angehen: SPD-Fraktionschef Daniel Keller. (Archivfoto)

Deutschland ist das einzige Land mit einer doppelten Facharztschiene. Das müssen wir angehen: SPD-Fraktionschef Daniel Keller. (Archivfoto)

© Bernd Settnik/dpa

Potsdam. In Brandenburg wird es vorläufig wohl nicht mehr Geld für die Gesundheitspolitik geben. Das sagte der Fraktionsvorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Daniel Keller, am Dienstag bei einer Podiumsdiskussion der Techniker Krankenkasse in Potsdam. „Im Rahmen der neuen Steuerschätzung werden die Einnahmen eher niedriger ausfallen“, sagte Keller. „Wir können dankbar sein, dass es gelingt, den Haushalt fortzusetzen – Veränderungen nach oben werden in den nächsten zwei Jahren eher schwierig.“

Während der Podiumsdiskussion unter dem Motto „Eine Runde Gesundheitspolitik“ betonte auch der CDU-Gesundheitspolitiker Professor Michael Schierack, dass im Gesundheitssystem prinzipiell genug Geld vorhanden sei. „Es wird nur falsch genutzt.“ Ihn persönlich störe vor allem die Bürokratie, die fehlende Digitalisierung und Vernetzung von stationären und ambulanten Angeboten. „Ich glaube, da verlieren wir sehr viel Geld“, sagte Schierack. „Man könnte in vielen Bereichen entstauben.“ Das knappe Gut des Arztes, des Pflegers und der Schwester in den Mittelpunkt zu stellen und dabei vom Patienten aus zu denken, müsse das Zentrum der Reform sei. Härtere Reformen forderte indes der SPD-Fraktionsvorsitzende Keller: Deutschland sei das einzige Land mit einer „doppelten Facharztschiene. Damit mache ich mir keine Freunde, aber das müssen wir angehen“, sagte Keller.

Linke will nicht alles der Selbstverwaltung überlassen

Ein Thema der Diskussion war auch die Versorgungssituation im ländlichen Raum. „Wenn die Sterbehäufigkeit bei einem Herzinfarkt im Landkreis Ostprignitz-Ruppin deutlich größer ist, als in Potsdam, liegt das möglicherweise daran, dass der Patient zu spät eine ausreichende Versorgung bekommt“, sagte der Gesundheitspolitiker der Linken, Ronny Kretschmer. Auch im ländlichen Raum müsse es eine adäquate Notfallversorgung geben. Hier müsse die Politik auch steuernd eingreifen können, um festzulegen, wo sich Ärzte niederlassen dürfen. Dies könne man nicht der Selbstverwaltung überlassen. Und auch die Gesundheitspolitikerin der Grünen, Carla Kniestedt, forderte deutliche Veränderungen im Gesundheitssystem. „Über viele Jahrzehnte hat sich in Deutchland ein System aufgebaut, zu guten Zeiten gut finanziert, wo es unfassbar viele Partikularinteressen gibt“, sagte Kniestedt. „Wenn man an einer Stelle etwas ändern will, muss man diese Partikularinteressen überwinden.“

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