Bevölkerungsstudie

Gutenberg COVID-19 Studie mit ersten Ergebnissen

Forscher der Uni Mainz erheben in regelmäßigen Abständen während der Coronavirus-Pandemie Daten von rund 10.000 Personen. Am Freitag wurde dazu ein Dashboard freigeschaltet, auf dem Studienergebnisse online einsehbar sind.

Veröffentlicht:
Zur Pandemieforschung werden Daten erhoben. Dazu gehören auch persönliche Interviews (Symbolbild mit Fotomodellen).

Zur Pandemieforschung werden Daten erhoben. Dazu gehören auch persönliche Interviews (Symbolbild mit Fotomodellen).

© insta_photos / stock.adobe.com

Mainz. Die Gutenberg COVID-19 Studie, eine große Bevölkerungsstudie in Deutschland im Bereich der Pandemieforschung, kann erste Ergebnisse vorweisen. Detaillierte Infos zu den Untersuchungsergebnissen sind jetzt auf einem Dashboard online einsehbar, wie die Universitätsmedizin Mainz mitteilt.

Wissenschaftsminister Professor Konrad Wolf und die Studienleitung schalteten am Freitag das Dashboard frei. Die Daten der Studie können dort im Zeitverlauf der Pandemie betrachtet werden. Das Dashboard soll im weiteren Studienverlauf kontinuierlich aktualisiert und um weitere Ergebnisse ergänzt werden.

Stichprobe mit rund 10.000 Probanden

Seit Oktober 2020 untersuchen Forscher der Universitätsmedizin Mainz, wie sich die Corona-Pandemie und die dagegen ergriffenen Maßnahmen auf die Gesundheit von rund 10.000 Probanden einer Bevölkerungsstichprobe auswirken. Dafür werden nicht nur Daten zum Infektionsgeschehen erhoben, sondern etwa auch zu Erfahrungen, Einstellungen und Verhalten hinsichtlich des Infektionsschutzes.

Die jetzt präsentierte erste Zwischenauswertung basiert auf Daten von 5450 Studienteilnehmern im Alter von 44 bis 84 Jahren: Alle wurden per Fragebogen und im persönlichen Interview befragt, haben PCR- und Antikörper-Tests erhalten und umfangreich Biomaterial zur Verfügung gestellt, wie die Unversitätsmedizin Mainz berichtet.

Im Verlauf der Studie seien zusätzlich Informationen mittels einer Studien-App erfasst worden; diese lasse unter anderem die Dokumentation von Symptomen, Gesundheitsstatus, Testergebnissen und dem Verlauf einer Infektion zu.Nach vier Monaten erfolgt eine Verlaufsuntersuchung.

„Ein großer Vorteil der Studie ist, dass die Studienteilnehmer*innen an der bereits seit 2007 laufenden bevölkerungsbasierten Gutenberg Gesundheits-Studie der Universitätsmedizin Mainz teilnehmen und somit umfangreiche Vordaten über viele Jahre, beispielsweise zur medizinischen Vorgeschichte, von vielen klinischen und laborchemischen Untersuchungen oder auch zu Genetik oder psychosozialen Hintergründen der Probanden vorliegen“, heißt es in der Mitteilung.

Die Zwischenauswertung habe unter anderem ergeben:

  • Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Ferien, dem Reiseverhalten und der Kontakthäufigkeit.
  • Bezüglich der Einhaltung der AHA-Regeln besteht ein Optimierungspotential in der Bevölkerung.
  • In den letzten vier Monaten hat die Impfbereitschaft deutlich zugenommen auf ein nun hohes Maß von circa 85 Prozent, die sich wahrscheinlich impfen lassen wollen.
  • Die Pandemie hat einen deutlichen Einfluss auf die Gesundheitsversorgung mit potentiell negativen Spätfolgen für die Bevölkerungsgesundheit.
  • Von besonderer Bedeutung erscheint das Testen auf SARS-CoV-2, denn Symptome, die an eine Grippe und/oder COVID-19 denken lassen, sind häufig, meist aber nicht mit einer Infektion verbunden.
  • In der Selbsteinschätzung zeigt sich eine körperliche und seelische Belastung der Bevölkerung, allerdings scheint der Lockdown bisher keine starken Effekte auf Ängstlichkeit und Traurigkeit zu haben.
  • Jede 25. Person in der Bevölkerung hat Verschwörungsgedanken hinsichtlich der Pandemie.
  • Etwas über die Hälfte der Erwerbstätigen befindet sich in unterschiedlichem Ausmaß im „Home-Office“. Das Nettoeinkommen ist bei etwa jeder zehnten Person gesunken und bei jeder 14. Person gestiegen.

Weitere Informationen zur Studie: www.gutenberg-covid19.de

Mehr zum Thema

Vor dem World Health Assembly

WHO-Pandemieabkommen noch lange nicht konsensfähig

Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken