Kritik an Lauterbachs avisierten Check-ups in Apotheken

Hausärzte in Baden-Württemberg gegen zu viel Prävention in der Apotheke

Nur Ärzte haben die notwendige Expertise, um die durch Check-ups in der Apotheke erlangten Erkenntnisse auch medizinisch einzuordnen, so die Sicht des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg.

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Stuttgart. Der Hausärzteverband Baden-Württemberg lehnt die von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) angekündigten Messungen von Blutdruck-, Cholesterin- und Blutzuckerwerten in Apotheken ab. „Dass der Bundesgesundheitsminister die Prävention stärken möchte, ist generell richtig. Die geplante Umsetzung halte ich für falsch: Sie sollte dort erfolgen, wo die hierfür notwendige Expertise vorhanden ist und wo die Erkenntnisse durch Check-ups auch medizinisch eingeordnet werden können, nämlich in den Hausarztpraxen“, fordert die Vorsitzende des Hausärzteverbands Baden-Württemberg, Dr. Susanne Bublitz, in einer Verbandsmitteilung vom Mittwoch. Und ergänzt: „Anlasslose Laboruntersuchungen ohne medizinisches Vorgespräch und Aufklärung werden zu zahlreichen auffälligen Befunden führen, die wiederum in den Praxen landen werden.“

Dieser zusätzliche Aufwand biete keinen Mehrwert für die Patientinnen und Patienten, sondern sorge für Verunsicherung und verschwende die wertvollen Ressourcen der Apotheken: „Die Sicherstellung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung ist eine große und wichtige Aufgabe. Anstatt die Apotheken nun mit Laborbestimmungen zu beschäftigen, sollte die Politik den Apotheken lieber dabei helfen, die Verfügbarkeit von Medikamenten zuverlässig zu gestalten.“

Anstatt chaotischer Zuständigkeiten durch eine zersplitterte Versorgung brauche es eine patientenzentrierte Koordination der Gesundheitsversorgung, fordert Professorin Nicola Buhlinger-Göpfarth, Vorsitzende des Hausärzteverbands Baden-Württemberg: „Gute Versorgung kann nicht durch möglichst viele verschiedene Anlaufstellen erreicht werden, von denen medizinisch nachher niemand die Verantwortung hat. Das verschwendet wertvolle Ressourcen und macht das Gesundheitssystem für die Patientinnen und Patienten undurchsichtig. Stattdessen müssen die Hausarztpraxen als erste Anlaufstelle gestärkt werden.“ (eb)

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