Kommentar zur Abstimmung in Schleswig-Holstein

Pflegekammer – am Ende eher ein politisches Projekt

Pflegekräfte im Norden stimmen über Sein oder Nichtsein „ihrer“ Pflegekammer ab. Doch die Kammer war nie wirklich ein von der Basis getragenes Projekt.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

In Hamburg gab es schon vor Jahren keine Mehrheit für die Gründung einer Pflegekammer. In Niedersachsen wurde sie gegründet und muss nun abgewickelt werden. Jetzt stimmen Schleswig-Holsteins Pflegekräfte über die Zukunft ihrer Kammer ab.

Ihre Kammer? Genau darin liegt das Problem: Zu viele Pflegekräfte begreifen die Körperschaft eben nicht als „ihre“ Kammer, sondern als eine von der Politik zwangsverordnete Institution, die ihnen Beiträge abverlangt und keinen Mehrwert bringt. Diese Wahrnehmung mag den handelnden Akteuren gegenüber ungerecht sein, aber eine Identifikation der Mitglieder mit der Pflegeberufekammer scheint bislang noch nicht auf breiter Basis gelungen. Das wäre angesichts der erst 2018 gegründeten Kammer wohl auch nur dann möglich gewesen, wenn diese aus einer von der Basis getragenen Bewegung heraus entstanden wäre. Ist sie aber nicht.

Lesen Sie auch

Zwar gab es viel Initiative aus einzelnen Pflegeverbänden. Entschieden aber hat die Politik nach einem knappen Votum bei einer Abstimmung, an der die Mehrheit der Pflegekräfte nicht teilnahm. So hatten die Gegner, die von Arbeitgebern bis Gewerkschaft alle ihre eigenen Interessen verfolgen, stets einen Angriffspunkt, der – zusammen mit den „Zwangsbeiträgen“ – in oberflächlichen Diskussionen schnelle Zustimmung verspricht.

Die Pflegeberufekammer in Schleswig-Holstein hat in den vergangenen Monaten viel getan, um den Mehrwert einer eigenen Körperschaft deutlich zu machen. Um das überzeugend zu finden und zugleich ein positives Votum für eine Kammer abzugeben, muss man sich aber mit Berufspolitik zumindest ansatzweise beschäftigen. Wenn das gelungen sein sollte und die Abstimmung im Norden pro Kammer ausgeht, dann haben Pflegeberufekammern bundesweit noch eine Chance. Sonst dürfte die Idee endgültig vor dem Aus stehen.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

Mehr zum Thema

Früherkennung

Brustkrebs: Mit KI die Sicherheit der Diagnosen erhöhen

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Primärdiagnostik

So lässt sich Prostatakrebs gezielter aufspüren

Antidiabetika

Diabetes-Medikation: Welches Inkretin-Mimetikum ist das richtige?

S3-Leitlinie

Nachsorge von Schilddrüsenkrebs: Was gibt es zu beachten?

Lesetipps
Frau jongliert Smileys mit verschiedenen Gemütsausdrücken

© Nuthawut Somsuk / Getty Images / iStock

Neue Ära der Rheumatologie?

Rheuma: Anhaltende medikamentenfreie Remission könnte funktionieren

Multiples Myelom

© David A Litman / stock.adobe.com

Erstlinientherapie im Wandel

Multiples Myelom: Quadrupeltherapie als neuer Standard