Klage über schlechte Rahmenbedingungen

„Verein für fachärztliche Primärmedizin“: Potsdamer Ärzte wollen aus Kostengründen keine Vorsorge mehr anbieten

Einige Ärzte in Brandenburg kündigen an, die Zahl der Termine pro Patient und Quartal nicht mehr im bisherigen Umfang anzubieten. Zur Notfallversorgung wollen sie Patienten zu den Kliniken schicken.

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Potsdam. Gibt es in Potsdam bald keine Check-Up-Untersuchungen für Kassenpatienten mehr? Die im „Verein für fachärztliche Primärmedizin“ zusammengeschlossenen Potsdamer Fach- und Hausärzte haben in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Landesministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) vor den Folgen der steigenden Betriebskosten in den Arztpraxen bei gleichzeitig ausbleibenden Honorarsteigerungen gewarnt.

„Sie wissen, dass in Brandenburg über 300 und bundesweit über 5.000 Primär- und Hausarztsitze unbesetzt sind, da sich keine Nachfolger mehr finden – Tendenz steigend“, heißt es in dem Schreiben, das der Ärzte Zeitung vorliegt. „Ursache sind einzig die schlechten Rahmenbedingungen für unsere Arbeit, die auch Sie zu verantworten haben.“ So binde die für Ärzte „größtenteils nutzlose und in vielen Fällen nicht funktionierende „Digitalisierung“ paradoxerweise erhebliche Zeitressourcen“ und halte die Mediziner von ihrer eigentlichen Arbeit am Patienten ab. „Von der angekündigten Entbürokratisierung des Arztberufes spüren wir nichts – im Gegenteil – der kleinteilige Verwaltungs-, Kodier- und Abrechnungsaufwand wird jährlich höher.“

Patienten sollen in die Notaufnahme geschickt werden

Die Potsdamer Mediziner kündigten an, die Zahl der Termine pro Patient und Quartal nicht mehr im bisherigen Umfang anbieten zu können, da man in der Regel spätestens ab dem dritten Termin keine Vergütung mehr erhalte. „In diesem Zusammenhang werden wir auch die Akut- und Notfallversorgung in unseren Praxen einschränken und die Patienten vermehrt in die Notaufnahmen der Krankenhäuser verweisen müssen“, heißt es in dem Schreiben. „Zeitaufwändige Präventivleistungen wie „Check ups“ werden wir deutlich reduzieren müssen bzw. werden diese gar nicht mehr durchführen können.“

Alle medizinischen und medizintechnischen Leistungen, die nicht oder nicht adäquat bezahlt werden, sollen deutlich eingeschränkt werden. „Schon für einfache apparative Untersuchungen wie EKG, Lungenfunktion und Ultraschall werden wir die Patienten somit an die Krankenhäuser und niedergelassenen Gebietsärzte verweisen müssen, wobei Termine bei Letzteren bekanntermaßen nicht zeitnah oder nur unter unzumutbaren bürokratischen Bedingungen erhältlich sind.“ Hausbesuche werde man auf ein Minimum beschränken oder gar nicht mehr durchführen, da diese weiterhin indiskutabel niedrig vergütet werden.

Ein Sprecher von Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) wollte das Schreiben des Vereins am Dienstag nicht kommentieren. Man sei aber mit den Verfassern im Gespräch. (lass)

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Kommentare
Andreas Hoffmann 17.10.202323:05 Uhr

Endlich mal ein paar Kollegen, die offenbar zusammenhalten! Ich hoffe sehr, es wird mit dieser Aktion die notwendige mediale Aufmerksamkeit erreicht!

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