Coronavirus

Spahn: Auch negative Tests auf SARS-Co-V-2 melden

Die Zahl der Infektionen mit SARS-CoV-2 steigt weiter deutlich. Gesundheitsminister Spahn erwägt, die Meldepflicht auch auf negative Infektionstests auszuweiten. Er rät zudem von Großveranstaltungen ab.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beim außerordentlichen Treffen der EU-Gesundheitsminister in Brüssel. Die europäische Seuchenbehörde ECDC ist seiner Ansicht nach viel zu klein und finanziell nicht ausreichend ausgestattet.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beim außerordentlichen Treffen der EU-Gesundheitsminister in Brüssel. Die europäische Seuchenbehörde ECDC ist seiner Ansicht nach viel zu klein und finanziell nicht ausreichend ausgestattet.

© Virginia Mayo/AP/dpa

Berlin. Die Zahl der nachweislich mit dem Corona-Virus SARS CoV-2 infizierten Menschen in Deutschland kletterte ausweislich der Statistik des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) auf 902 (Stand Sonntag, 15 Uhr). Allein 398 davon leben in Nordrhein-Westfalen. Brennpunkt des Infektionsgeschehens dort ist der Landkreis Heinsberg mit mehr als 200 bestätigten Fällen von COVID-19.

Die aktuellen Infektionszahlen des RKI finden Sie hier.

Als weitere Schwerpunkte des Infektionsgeschehens haben sich Baden-Württemberg mit 182 und Bayern mit 172 Fällen herauskristallisiert. Keine Fälle hat bislang Sachsen-Anhalt gemeldet. DAS RKI aktualisiert auf seiner Website regelmäßig die Infektionszahlen.

KBV-Chef mahnt weiter zu Besonnenheit

Trotz der Vervierfachung der identifizierten Fälle seit vergangenen Dienstag hat KBV-Chef Dr. Andreas Gassen am Wochenende zur Besonnenheit gemahnt. Stand jetzt gebe es mehr als 800 Infizierte in Deutschland. Bei einer solchen Zahl sei die Wahrscheinlichkeit, im Lotto zu gewinnen, deutlich höher als die, sich in einem Fußballstadion anzustecken, sagte Gassen der „Bild am Sonntag“.

Bei der bundesweiten Bereitschaftsdienstnummer der Vertragsärzte 116 117 rufen zeitweise bis zu 12.000 Menschen in der Stunde an. Wenn man dann in der Warteschleife hänge, sei das ärgerlich, aber nicht lebensbedrohlich, sagte Gassen. Das Virus führe zu keiner Erkrankung, an der man binnen Stunden sterbe.

Spahn will europäisches RKI

Nach einem Treffen mit seinen europäischen Kollegen in der vergangenen Woche hat Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jetzt eine Art „europäisches Robert Koch-Institut“ gefordert. Die europäische Seuchenbehörde ECDC sei viel zu klein und finanziell nicht ausreichend ausgestattet, sagte Spahn der „BamS“.

Meldungen zufolge hat es bislang Tests im mittleren fünfstelligen Bereich gegeben. Genau beziffern lässt sich die Zahl nicht, da nur die positiven Tests gemeldet werden müssen. Spahn kündigte am Wochenende zudem an, dass künftig auch die negativen Tests gemeldet werden müssten. „Das hilft die Lage insgesamt besser einzuschätzen“, sagte Spahn.

Weitere Einschränkungen sind zu erwarten

Angesichts zunehmender Coronavirus-Infektionen erwartet Spahn auch weitere merkliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Deutschland. „Sicherheit geht vor. Daher werden noch mehr Großveranstaltungen abgesagt werden müssen“, schrieb der CDU-Politiker am Sonntag auf Twitter.

Am Sonntagnachmittag hat er die Absage von allen Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmer ins Spiel gebracht. Aus seiner Sicht geschehe das noch zu zaghaft, sagte Spahn der Deutschen Presseagentur. „Je langsamer das Virus sich ausbreite, desto besser kann unser Gesundheitssystem damit umgehen“ sagte er.

Von Absagen betroffen könnten Fußballspiele, Messen, große Konzerte und Teile der Clubszene sein. Am Wochenende hatten die Fußballligen in Deutschland regulär vor Zuschauern gespielt.

Vor dem Spiel in Mönchengladbach am Samstag nur wenige Kilometer vom besonders stark vom Virus betroffenen Landkreis Heinsberg entfernt hatten lediglich 600 Fans ein Angebot des Vereins angenommen. Die Gladbacher Borussia hatte den Fans angeboten, ihre Karten für das Spiel gegen Dortmund zurückzunehmen und gegen Karten für ein Spiel in der Zukunft zu tauschen. Schon am nächsten Spieltag könnten die Spiele ohne Publikum ausgetragen werden.

Eine Pause für Großveranstaltungen anordnen kann Spahn nicht direkt. Für den Infektionsschutz und seine Durchsetzung sind die einzelnen Bundesländer zuständig.

Klinik in Sachsen-Anhalt gesperrt

Unterdessen ist das Krankenhaus im sachsen-anhaltischen Zerbst ist für neue Patienten und Besucher gesperrt worden. Grund dafür ist, dass in der Einrichtung ein Arzt aus Sachsen arbeitet, der positiv auf das neuartige Coronavirus getestet wurde, wie der Landkreis Anhalt-Bitterfeld am Sonntag mitteilte. Der Fall wurde nach Angaben des Dresdner Gesundheitsministeriums und des Magedburger Sozialministeriums zunächst weder in Sachsen-Anhalt noch in Sachsen statistisch erfasst.

Der erkrankte Arzt sei vor einer Woche aus Südtirol zurückgekehrt und habe bis Freitag auch im Zerbster Krankenhaus gearbeitet, sagte der Gesundheitsdezernent des Kreises Anhalt-Bitterfeld, Bernhard Böddeker. Derzeit laufe die Suche nach Menschen, die mit dem Arzt Kontakt hatten, teilte der Kreis weiter mit. Es seien bereits erste Abstriche genommen worden, um sie auf den Erreger zu testen. Mit Ergebnissen sei nicht vor Montag zu rechnen.

Koalitionsausschuss tritt zusammen

Am Sonntagabend tritt der Koalitionsausschuss von Union und SPD zusammen. Dabei sollen die wirtschaftlichen Folgen der Ausbreitung des neuen Corona-Virus in den Blick genommen werden.

Der Ausschuss besteht aus Vertretern der Koalitionsregierung von Union und SPD, der Regierungsfraktionen sowie Spitzenpersonal der Regierungsparteien. Es wird erwartet, dass die Verhandlungen bis tief in die Nacht andauern.

Absage an Schulschließungen

Spahn forderte die Menschen im Land zudem auf, auch kleinere Events zu meiden. Das könne die Geburtstagsfeier oder die Vereinssitzung sein.

Bundesweiten Schulschließungen zur Verhinderung einer Corona-Epidemie erteilte Spahn eine Absage. „Die Schließung von Schulen können laut Infektionsschutzgesetz nur die lokalen Behörden anordnen“, sagte er. „Ich würde eine bundesweite Schließung auch für falsch halten.“ (mit dpa-Material)

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