Bundesforschungsministerium

Wenig Infektionen beim medizinischen Personal der Charité

Medizinisches Personal ist besonders COVID-19-gefährdet. An der Charité Berlin ist die Infektionsrate überraschend gering.

Von Thomas Meißner Veröffentlicht:
Bundesministerin Anja Karliczek mit dem Vorstandsvorsitzenden der Charité Universitätsmedizin Berlin, Professor Heyo K. Kroemer, sowie  per Skype Dr. Detlev Michael Albrecht (medizinischer Vorstand des Uniklinikums Dresden) bei der Pressekonferenz des Forschungsministeriums.

Bundesministerin Anja Karliczek mit dem Vorstandsvorsitzenden der Charité Universitätsmedizin Berlin, Professor Heyo K. Kroemer, sowie per Skype Dr. Detlev Michael Albrecht (medizinischer Vorstand des Uniklinikums Dresden) bei der Pressekonferenz des Forschungsministeriums.

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Berlin. Die Infektionszahlen von medizinischem Personal mit SARS-CoV-2 sind an der Charité Berlin gering. 12.000 Mitarbeiter habe man bislang auf akute sowie auf potenziell durchgemachte Infektionen getestet, berichtete Professor Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité-Universitätsmedizin Berlin am Dienstag bei einer Web-Konferenz des Bundesforschungsministeriums. „Wir hatten weniger als ein halbes Prozent positiv getesteter Mitarbeiter.“ Die Antikörper-Tests seien bei weniger als zwei Prozent der Getesteten positiv ausgefallen. An der Charité ist man angesichts von etwa 19.000 Beschäftigten überrascht. Dennoch sei selbst in unmittelbar mit COVID-19 befassten Abteilungen keine gehäuften Infektionen bei medizinischem Personal festzustellen, so Kroemer. Gerade von außen in die Einrichtung eingebrachte Infektionen seien schwer zu kontrollieren. Wichtig seien daher repetitive Testungen des Personals.

„Gut geschütztes Personal infiziert sich auch nicht“

Ziel sei es, in allen deutschen Universitätskrankenhäusern systematische Tests nach einheitlichem Schema zu etablieren. Eine adäquate Schutzausstattung und Schulung seien unabdingbar, das müsse man sich in Einrichtungen mit hohen Infektionszahlen genau ansehen, sagte Kroemer. Gelernt habe man: „Gut ausgebildetes, gut geschütztes Personal infiziert sich auch nicht.“

Forschungsministerin Anja Karliczek nutzte die Web-Konferenz, Auffassungen entgegenzutreten, die Pandemie sei „ein Hirngespinst“. Karliczek sprach von einer ernsthaften und anhaltenden Bedrohung. Zugleich verwies sie auf Bemühungen, unter anderem mithilfe des Nationalen Netzwerks Universitätsmedizin, das der Bund mit 150 Millionen Euro unterstützt, zu optimalen Versorgungsstrategien auf Basis wissenschaftlicher Daten zu kommen. Dazu brauche es genügend große Patientenzahlen, weshalb sich Deutschland auch an der WHO-Solidarity-Studie beteilige.

Kroemer verwies auf laufende klinische Studien mit bereits zugelassenen Medikamenten wie dem Proteaseinhibitor Comostat, mit Hydroxychloroquin oder mit Virostatika wie Favipiravir, Lopinavir und Remdesivir. Außerdem würden immunologische Therapieansätze wie Plasmatransfer oder therapeutische Antikörper entwickelt.

COVID-19 ist Multisystemerkrankung

„Es wird am Ende kein Magic Bullet geben“, erklärte Professor Michael Albrecht, Uniklinik Dresden. COVID-19 sei eine Multisystemerkrankung, die in mehreren Phasen ablaufe, so der Anästhesist und Intensivmediziner. In günstigen Fällen seien die Patienten nach 14 Tagen virusfrei, jedoch würden die vom Virus in Gang gesetzten immunologischen Kaskaden auch dann noch in mehreren Organsystemen weiterlaufen. „Wir brauchen daher verschiedene Medikamente, die in unterschiedlichen Phasen der Erkrankung eingesetzt werden können.“ Aufgrund der Komplexität der Erkrankung könnten gesicherte Erkenntnisse daher nur in klinischen Studien mit hohen Teilnehmerzahlen gewonnen werden. Dies wiederum gelinge nur durch internationale Forschungskooperation. Alle deutschen Unikliniken seien daher in internationale Studien involviert.

Die vernetzten Strukturen zur kliniknahen und Versorgungsforschung sollen auch nach der Pandemie weiter genutzt werden. Kroemer: „Stellen Sie sich vor, Deutschland bekommt tatsächlich in drei oder sechs Monaten eine zweite Infektionswelle.“ Jetzt habe man Zeit, über Ergebnisse des bisherigen Pandemie-Managements nachzudenken. Dazu gehöre unter anderem das Vorhalten materieller Reservekapazitäten, die rasch aktiviert werden können.

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