Staatsanwalt ermittelt

Zytostatika-Betrug in Chemnitzer Apotheke?

Die Erinnerung an den Bottroper Zyto-Apotheker ist noch nicht verblasst. Nun scheint sich ein ähnlicher Skandal in Chemnitz zu ereignen. Ein Apotheker wird verdächtigt, über längere Zeit Krebsmedikamente in großem Stil gepanscht zu haben.

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Chemnitz. Die bei einer Apotheke in Chemnitz festgestellten Unregelmäßigkeiten bei der patientenidividuellen Zubereitung onkologischer Medikamente erstrecken sich wahrscheinlich auf einen Zeitraum von zwei Jahren. Nach „ersten Erkenntnissen“ werde dies so eingeschätzt, teilte der stellvertretende Sprecher der Landesdirektion Sachsen, Ingolf Ulrich, am Wochenende auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“ mit.

Den ersten Hinweis auf Unregelmäßigkeiten bei der Zytostatika-Zubereitung in dem fraglichen Apothekenlabor habe die Landesdirektion am 21. September dieses Jahres erhalten. Bei dem Hinweisgeber handele es sich um einen Mitarbeiter der Apotheke. Die Landesdirektion Sachsen habe schließlich Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz gestellt.

Die Staatsanwaltschaft hatte daraufhin ein Ermittlungsverfahren wegen des „Verdachts des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz und Abrechnungsbetruges“ gegen den Inhaber der Apotheke eingeleitet, wie deren Sprecherin, Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart, schilderte.

Kontrollen ohne Beanstandung

„Nach der erforderlichen Vorbereitung und Abstimmung mit Polizei und Staatsanwaltschaft wurde das Apothekenlabor am 6 Oktober in einer gemeinsamen Aktion durchsucht“, so Ulrich weiter. „Noch vor Ort und am gleichen Tag wurde die Herstellung von Zytostatika untersagt.“ Es seien Proben gezogen und in ein Labor gegeben worden.

„Nach ersten Mitteilungen war in einer der sichergestellten Proben kein Wirkstoff, in einer Probe zuviel Wirkstoff und in mehreren anderen Proben lediglich zwischen 70 und 80 Prozent Wirkstoff enthalten“, versichert die Oberstaatsanwältin.

Die Landesdirektion habe in dem betroffenen Apothekenlabor seit 2015 sechs Kontrollen vorgenommen. Dabei habe es sowohl angekündigte als auch unangekündigte Besuche gegeben, heißt es weiter. „Die letzte Kontrolle fand am 4. August statt“, berichtet der Sprecher der Landesdirektion Ulrich. Sie sei ohne Ankündigung erfolgt. Dabei seien allerdings „keine Unregelmäßigkeiten festgestellt“ worden.

Zahl der möglicherweise betroffenen Patienten derzeit unbekannt

Nachdem die Landesdirektion der Apotheke Anfang Oktober untersagt hatte, weiterhin Zytostatika herzustellen, habe seither die Apotheke eines regional ansässigen Krankenhauses die Versorgung der ambulanten Krebspatienten übernommen, so Ulrich. Die Patienten lebten sämtliche im Großraum Chemnitz. Wie viele Patienten möglicherweise gepanschte Krebsmittel erhalten haben, sei der Landesdirektion derzeit nicht bekannt.

„Die Zahl der möglicherweise betroffenen Patienten berührt das Arzt-Patientenverhältnis“, erläutert Ulrich an. „Die Landesdirektion darf auf dieses Verhältnis nicht zugreifen, um daraus Daten zu erheben.“

Die Behörde gehe jedoch davon aus, dass es Bestandteil des staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens sein wird, die „Anzahl der möglicherweise betroffenen Patienten herauszufinden“. Denn die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.

So würden zum Beispiel die Untersuchungen der sichergestellten Proben durch die Landesdirektion fortgeführt, erklärte Oberstaatsanwältin Burghart. Die weiteren Ermittlungen beträfen außerdem auch das finanzielle Ausmaß des mutmaßlichen Betruges. (sve)

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