Kurioses in einer Ausstellung

Das Corona-Museum

Um die Geschehnisse währen der Corona-Krise festzuhalten, plant das Braunschweiger Landesmuseum eine Ausstellung. Einige kuriose Stücke sind schon eingegangen.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Kreativer Mundschutz: Auch das sammelt das Braunschweiger Landesmuseum.

Kreativer Mundschutz: Auch das sammelt das Braunschweiger Landesmuseum.

© Ole Spata/dpa

Braunschweig. Es sieht aus, als wäre ein Marsianer im Braunschweiger Landesmuseum gelandet. Geduldig wartet er vor der noch geschlossenen Fahrstuhltür, als wollte er gleich mit dem Lift nach Hause reisen. Dabei ist das Ganze nur eine Spende des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung: Eine Puppe im Laboranzug zum Infektionsschutz. Das Braunschweiger Landesmuseum plant eine Ausstellung zur Corona-Krise und hat die Bevölkerung zu Spenden von Exponaten aufgerufen, die das Leben mit der Krise dokumentieren.

„Wir haben bereits eine ganze Menge von zum Teil auch kuriosen Spenden bekommen“, sagt Dr. Hans-Jürgen Derda, Kurator und stellvertretender Direktor des Braunschweiger Landesmuseums. Etwa einen gehäkelten Hamster, der eine Toilettenpapier-Rolle zwischen den Pfoten hält. Das Exponat wäre auch ein Dokument der Langeweile. Denn es wurde von Schülern gefertigt, die sich in der Phase der geschlossenen Schulen die Zeit vertreiben wollten und Beschäftigung suchten.

Von Hamsterkäufen und Sehnsucht

Oder ein Foto von „Gollum“ der Sagengestalt aus dem Epos „Der Herr der Ringe“. Das Bild ist in der FAZ erschienen: Anstelle des Rings hat Gollum eine Toilettenpapierrolle in der Hand. „Überhaupt könnten wir auch Zeitungsmeldungen archivieren, um das Corona-Geschehen zu archivieren“, sagt Derda.

Braunschweiger Fußballfans schickten einen Mundschutz in den Vereinsfarben des Fußball-Drittligisten Eintracht Braunschweig: Gelb und Blau.

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung hat dem Landesmuseum Braunschweig einen Labor-Schutzanzug zur Verfügung gestellt.

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung hat dem Landesmuseum Braunschweig einen Labor-Schutzanzug zur Verfügung gestellt.

© Ole Spata/dpa

Ein Mitarbeiter einer der Firma, die sonst Integralhelme herstellt, bastelte aus Cola-Dosen, Verpackungsresten und Abfluss-Sieben das Modell eines Formel-1-Rennwagens. „Das Modell wird in der Ausstellung auftauchen“, meint Derda. Es zeigt, was die Menschen vermissen, zum Beispiel den Besuch der Rennen, die für die Mitarbeiter stets zum Beruf dazugehört haben. Oder Fotos, die „mit großer amateurhaften Qualität das Phänomen der Corona-Krise ausdrücken“, wie Derda sagt. Oder eben jener Schutzanzug der Virologen aus dem Helmholtz-Zentrum.

Ausstellung soll auch Fragen beantworten

„Die Corona-Pandemie wirkt global und ist schon deshalb für uns interessant“, begründet Derda das Engagement seines Hauses. Man könnte als Rahmen für die Ausstellung die großen Epidemien nehmen, schlägt er vor, angefangen im alten Griechenland über den „schwarzen Tod“ im 14. Jahrhundert bis hin zur Spanischen Grippe und zur Corona-Pandemie, meint der Ausstellungsmacher. „Was haben die jeweiligen Ausbrüche bewirkt? Welche sozialen und politischen Konsequenzen ergaben sich daraus? Welche Entscheidungen wurden getroffen? „Da beginnt sich ein ganzer Fächer von Fragestellungen zu öffnen“, sagt Derda.

Die Corona-Pandemie wirkt global und ist schon deshalb für uns interessant.

Dr. Hans-Jürgen Derda, Kurator und stellv. Direktor des Braunschweiger Landesmuseums

Für die Museumsleute geht es auch darum, die möglichen Exponate sinnvoll zu systematisieren – was macht irgendein Objekt zu einem ausstellungswürdigen Exponat? „Da gibt es auch ganz formale Kriterien“, so Derda. „Wir wollen ja keine wilde Materialsammlung inszenieren, sondern die Objekte einordnen können in unsere Sammlungsgebiete, wie zum Beispiel Volkskunde oder in unsere Dokumentationen.“ Konkret ist man in Braunschweig allerdings noch nicht geworden, was auch an der Corona-Epidemie selbst liegt, aber auch daran, dass das ganze Museum noch saniert wird. Derda und seine Kollegen planen vorerst und sammeln die Exponate.

Eventuell wird ein zusätzlicher Beirat eingerichtet, mit Fachleuten auch aus der Medizin. „Geschichte heißt Erinnerung“, betont Derda. „Wir konservieren Erinnerungen und können die Phänomene der Vergangenheit heute sichtbar machen und auf die Gegenwart beziehen.“

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