Aloe Vera

Der "Arzt im Blumentopf"

Die heilenden Wirkung von Aloe Vera ist wohl bekannt. Seit langem schätzen die Menschen die Pflanze: Columbus als Bordapotheke; Alexander der Große bekam sie zur Soldatenversorgung empfohlen. Ist Aloe Vera ein naturgegebener Arzt?

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Seit Jahrhunderten wegen ihrer heilenden Wirkung geschätzt: Aloe Vera.

Seit Jahrhunderten wegen ihrer heilenden Wirkung geschätzt: Aloe Vera.

© ivan kmit / Fotolia

YAIZA. Zähe Fäden bilden sich, als die Kundin das Blatt der Aloe Vera bricht. Vorsichtig streicht sie etwas des klaren Gels auf ihren Arm. "Nehmen Sie ruhig noch ein wenig, Sie können das Gel auch direkt ins Gesicht reiben", ermuntert Cristina Gonzalez.

Cristina Gonzalez ist Beraterin im Aloe-Vera-Museum auf Lanzarote. Seit 2013 zeigt "Aloe Plus" in Yaiza die Geschichte und Verwendung der Heilpflanze, sechs Museen der Kette sind mittlerweile auf der nur 850 Quadratkilometer großen Insel verstreut. In den Sommermonaten parken ganze Reisebusse vor ihnen, in den Verkaufsräumen helfen Gonzalez und ihre Kolleginnen in sechs Sprachen.

Heilende Wirkung schon in der Antike bekannt

Zu verdanken hat die Aloe Vera ihre Popularität der heilenden Wirkung. "Schon die antiken Schönheiten Cleopatra und Nofretete schätzten die Aloe", erklärt Gonzalez der nächsten Besuchergruppe. "Columbus führte sie als Bordapotheke und gegen Mangelerscheinungen mit sich." Tatsächlich soll sie der Seefahrer als "Arzt im Blumentopf" gelobt haben.

Die älteste bekannte Beschreibung der Aloe Vera stammt gar aus dem Jahr 1500 vor Christus: Im ägyptischen Papyrus von Ebers werden ihre Werte in der Medizin beschrieben.

Seither taucht die Heilpflanze immer wieder in den Geschichtsbüchern auf: Aristoteles empfahl sie Alexander dem Großen für die schnelle Genesung seiner Soldaten, Marco Polo deutete auf den Brauch am chinesischen Kaiserhof hin, der sie bei Magenbeschwerden zur Linderung nutzte.

Verbreitung auch im Westen

Aloe Vera: Das "Blut der Götter" für die alten Ägypter

Aloe Vera ist eine Lilienart und nicht – wie es das Aussehen vermuten lässt – eine Kaktusart.

Das Blattmark ist reich an Vitaminen, Mineralsalzen, Aminosäuren, Enzymen und verdauungsfördernden Fermenten.

Als Heilpflanze wird die Aloe bei äußeren Verletzungen wie Verbrennungen, Sonnenbrand oder Schnittwunden eingesetzt. Bei der inneren Anwendung – meist in Saftform – soll sie das Immunsystem stärken und Magenbeschwerden lindern.

300 Aloe-Arten sind bisher weltweit offiziell verzeichnet, doch lediglich drei davon kommen in der Medizin und in der Kosmetikindustrie zur Anwendung. Die Aloe Vera Barbadensis Miller verfügt über die höchste Wirkstoffdichte.

Im Westen, erfahren die Besucher auf den Tafeln im Museum, fand eine erste Anerkennung der Pflanze innerhalb der Ärzteschaft erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts statt.

"Voll und ganz" habe man die therapeutische Wirkung dann anerkannt, als die Opfer der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki mit Aloe behandelt wurden und die Verbrennungen wesentlich schneller heilten als in der Kontrollgruppe, die ohne Aloe behandelt wurde.

"Noch heute empfehlen Ärzte sie unter anderem bei Sonnenbrand, allergischen Reaktionen, Akne, Psoriasis oder auch Magen-Darm-Problemen", erklärt Gonzalez.

Kanaren: Wichtig für Wirtschaft und Tourismus

Mit der wachsenden Popularität und dem Einsatz in Medizin und Kosmetika ist die Aloe Vera für die Wirtschaft der Kanarischen Inseln ein wichtiges Produkt geworden. 150 Hektar Ackerland sind auf Lanzarote und den Nachbarinseln für die Heilpflanze reserviert, die Produktionskapazität beträgt sechs Millionen Kilogramm pro Jahr.

Auch wenn diese aktuell noch nicht ausgereizt ist: Die Anbaubedingungen auf dem kanarischen Archipel sind mit einer durchschnittlichen Temperatur von 22 Grad und zahlreichen Sonnenstunden über das gesamte Jahr ideal.

Und die Betreiber zahlreicher Museen und Geschäfte auf den Inseln sind kreativ geworden: So bietet "Aloe Plus" nicht nur Rundgänge durch das Museum sowie unzählige Cremes, Gels und grün gefärbte Badesalze an, sondern auch die jungen Pflanzen selbst. So kann der "Arzt im Blumentopf" dann auf dem heimischen Balkon verpflanzt werden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

© Bionorica SE

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an