Plagiatsvorwurf
Ehefrau von Leberchirurg wird Doktortitel aberkannt
Kurz vor Prozessbeginn gegen einen Göttinger Transplantationsmediziner, wurde seiner Ehefrau der Doktortitel von der Universität Regensburg aberkannt.
Veröffentlicht:GÖTTINGEN. Die Ehefrau des früheren Leiters der Transplantationschirurgie am Göttinger Universitätsklinikum hat jetzt offiziell ihren Doktortitel aberkannt bekommen. Die Fakultät für Medizin der Universität Regensburg habe einen entsprechenden Bescheid erlassen, teilte der Sprecher der Regensburger Universität, Alexander Schlaak, auf Anfrage mit.
Die Aberkennung sei allerdings noch nicht rechtskräftig. Die Betroffene habe die Möglichkeit, innerhalb von vier Wochen dagegen Klage beim Verwaltungsgericht einzureichen.
Der 46-jährige Chirurg sitzt seit Januar in Untersuchungshaft. Er muss sich ab dem 19. August wegen versuchten Totschlages in elf Fällen und vorsätzlicher Todesfolge in drei Fällen vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Göttingen verantworten.
Der Mediziner hatte 2004 bei dem Direktor der Chirurgischen Klinik in Regensburg promoviert. Zwei Jahre später promovierte seine Ehefrau, die Zahnmedizin studiert hat, bei dem gleichen Doktorvater.
Doktorarbeiten über Leberkrebs
Ihre Dissertation befasste sich, wie auch schon die Doktorarbeit ihres Mannes, mit Behandlungsstrategien beim Leberkrebs.
Beide Arbeiten, die frappierende Ähnlichkeiten aufweisen, basieren auf den Krankenakten von Krebspatienten, die zwischen Januar 1995 und März 2002 in der Transplantationschirurgie des Göttinger Uniklinikums behandelt wurden.
Der Chirurg steht im Verdacht, an den Universitätskliniken in Regensburg und Göttingen durch falsche Angaben gegenüber der Stiftung Eurotransplant eigenen Patienten bevorzugt zu einer Spenderleber verholfen haben.
In Göttingen soll er außerdem Transplantationen vorgenommen haben, ohne dass eine entsprechende Indikation vorlag. Drei Patienten sollen an den Folgen gestorben sein. (pid)