Riskanter Trend

Essen ohne Gluten & Co birgt Gefahren

„Frei von“-Lebensmittel liegen im Trend – das birgt Gefahren. Denn wer Lebensmittel mit wertvollen Nährstoffen ohne Grund weglässt, verzichtet auch auf deren gesundheitlichen Nutzen, betonen Experten.

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Viele Menschen greifen nach glutenfreien Lebensmitteln. Ein gefährlicher Trend, warnen Experten.

Viele Menschen greifen nach glutenfreien Lebensmitteln. Ein gefährlicher Trend, warnen Experten.

© Peter Endig / dpa

Stuttgart. Für Menschen mit echten Unverträglichkeiten und Allergien gegen Nahrungsmittel sind sie ein Segen, doch für alle anderen nur selten die bessere Wahl: „Frei von“-Lebensmittel, etwa ohne Gluten oder ohne Laktose, liegen derzeit voll im Trend. Das birgt Gefahren.

Denn wer Lebensmittel mit wertvollen Nährstoffen ohne medizinischen Grund einfach weglasse, verzichte auch auf deren gesundheitlichen Nutzen, betont die Ernährungsfachgesellschaft Society of Nutrition and Food Science (SNFS) mit Sitz an der Universität Hohenheim in Stuttgart.

Zum Beispiel reduziert man gleichzeitig mit dem Gluten oft auch den Vollkornanteil am Essen. „Doch Lebensmittel wie Vollkorn- und Milchprodukte haben einen hohen gesundheitlichen Nutzen und werden nur von wenigen Deutschen nicht gut vertragen“, erklärt Dr. Claudia Laupert-Deick, die in Bonn eine Praxis für Ernährungstherapie und Beratung leitet, in einer Mitteilung der SNFS.

„Es erfordert differenziertes Vorgehen“

Nur etwa 2 bis 5 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben eine nachgewiesene Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittel oder -inhaltsstoffe, wie die Zöliakie. Hier gelte es, sorgfältig zu unterscheiden. Die Bonner Expertin erinnert: „Es erfordert ein differenziertes Vorgehen, Lebensmittelunverträglichkeiten zu diagnostizieren und diese gesundheitsförderlich zu behandeln.“

Die Menschen, die von einer echten Stoffwechselstörung betroffen sind, befinden sich in einer schwierigen Situation: „Je nach Schweregrad der Nahrungsmittelallergie ist die emotionale und soziale Belastung gerade bei erkrankten Kindern und deren Angehörigen – insbesondere der Mutter – sehr hoch“, betont Professor Nanette Ströbele-Benschop vom Institut für Ernährungsmedizin an der Universität Hohenheim.

„In allen Bereichen der Lebensqualität sind Einschränkungen bei den Betroffenen sowie in deren Umfeld zu beobachten – vor allem im Bereich der psychologischen Gesundheit und den sozialen Beziehungen.“

Das Ausmaß der psychologischen Belastung des Einzelnen und dessen Angehörigen durch Nahrungsmittelallergien werde selten von zuständigen Ärzten und dem Fachpersonal thematisiert, so die Expertin. Sie plädiert dafür, gerade auch die psychologischen und sozialen Aspekte stärker in den Fokus zu rücken. (eb)

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