"Heilung ist ein Beziehungsgeschehen"

Der Erhalt der Würde kranker Menschen ist für den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Dr. Wolfgang Huber, ein zentrales Anliegen. In seiner Rede zur Eröffnung der Foto-Kunstausstellung "Lebensbilder", die wir hier in Auszügen widergeben, betonte er auch die Bedeutung von Gerechtigkeit im Bereich der Gesundheitsvorsorge.

Von Dr. Wolfgang Huber Veröffentlicht:

... Krankheit ist der Ernstfall menschlicher Würde. Würde hat mit Gerechtigkeit zu tun. Deshalb hat mich bei der Vorbereitung dieser Ausstellung vor allem das Bemühen beeindruckt, bei der Versorgung der Menschen mit den Möglichkeiten der Pharmazie das Gebot der Gerechtigkeit nicht aus den Augen zu verlieren. ... Das Eintreten für Gerechtigkeit im Bereich der Gesundheitsvor- und der Gesundheitsfürsorge halte ich für einen Schlüssel, der Globalisierung ein menschliches Gesicht zu geben.

Die Bilder drücken Sehnsucht nach heilem Leben aus

Besonders tief berühren mich immer wieder künstlerische Darstellungen, die auf die Würde des hilfsbedürftigen oder hinfälligen, des kranken und auf Heilung angewiesenen Menschen gerichtet sind. ... Vergleichbares zeigt diese Ausstellung. Sie zeigt Menschen, die krank sind, die auf Heilung hoffen, die Beziehung ersehnen. Sie zeigt Motive, die mit den Kranken selbst entwickelt wurden. Sie sind Ausdruck der Sehnsucht nach heilem Leben. Sie zeigt das Glück von Menschen, denen Kräfte wieder zuwachsen, die sie für endgültig verschüttet hielten. Wann immer sich solche Hoffnungen erfüllen, ist das ein Grund zur Dankbarkeit.

Ärztliche Kunst und pharmazeutische Unterstützung, pflegerischer Beistand und seelsorgerische Begleitung bilden für einen hilfsbedürftigen Menschen ein Ganzes. Heilung ist deshalb mehr als die Summe der notwendigsten Verrichtungen, sie ist ein Beziehungsgeschehen, ist Beziehungsarbeit.

In dem Maß, in dem ein Mensch das, was ihm wichtig ist, nicht mehr selbst durch eigenes Tun verwirklichen kann, wird die Teilhabe am Leben der Gemeinschaft bedeutungsvoller. Zugleich gilt aber auch: Menschen, die länger krank sind, die unter Einschränkungen der Mobilität leiden, sind in ihren Beziehungen viel verletzlicher. ... Das Ethos des Helfens, die Erfahrungen, die von uns gesammelt wurden, und die Herausforderungen unserer Zeit bestimmen zusammen die Art und Weise, in der wir klären, was kranke Menschen brauchen und wie die Gesellschaft die notwendigen Ressourcen dafür bereitstellt. Aber das, was sie brauchen, ist in hohem Maß gefährdet. ...

Um den Menschen in ihrer jeweils besonderen Lebenslage gerecht zu werden, brauchen wir ein sozial gesteuertes, solidarisches Gesundheitswesen, das zugunsten der Patienten wie im Interesse der Finanzierbarkeit deutlich mehr Wettbewerb enthält als bisher. ... Um diesen Umbau zu leisten, braucht es vor allem Transparenz. Diese bezieht sich selbstverständlich auch auf den Einsatz von Pharmazeutika und ihre Kosten. Im Kern wird freilich das Gesundheitswesen nur finanzierbar bleiben, wenn in der ganzen Gesellschaft die Bereitschaft steigt, präventiv auch dann etwas für die Gesundheit zu tun, wenn es nicht von den Kassen finanziert wird. Damit wird aus der gesundheitspolitischen eine gesundheitsethische Frage. Denn nun rückt der Zusammenhang zwischen Gesundheitsvorsorge und persönlicher Lebensführung in den Blick. ...

Gesundheitsverträgliche Arbeitswelt im Fokus

Aber ebenso tritt die Arbeitswelt in den Blick. Verstärkt ist darauf zu achten, ob Arbeitsorganisation und Arbeitsbelastung gesundheitsverträglich gestaltet werden. ... Gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen sind genauso wie eine gesundheitsbewusste Erziehung nicht nur um der Gesundheitskosten willen nötig. Sie sind zuallererst um der Menschenwürde willen zu fordern. In diesem Sinne verstehe ich auch die Ausstellung - als einen Appell, allen Partikularinteressen eines voranzustellen: die Menschenwürde.

Motive spiegeln Krankheit und Gesundheit wider

Wer sich täglich mit Krankheiten, Therapie und Pharmazeutika beschäftigt, der stellt sich irgendwann auch einmal die Frage: Wer sind eigentlich die Patienten, die hinter den Erkrankungen stehen? Welche Ängste tauchten auf, als die Diagnose gestellt wurde? Solche Fragen gaben auch beim Unternehmen GlaxoSmithKline den Anstoß für eine ungewöhnliche Initiative.

In Gesprächen mit Patienten und in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Götz Schwan ist die eindrucksvolle Fotoserie "Lebensbilder" entstanden. Ursprünglich als unternehmensinterne Ausstellung geplant, waren die Aufnahmen vor kurzem im Berliner Zollernhof auch der Öffentlichkeit zugänglich, um so eine gesellschaftliche Debatte über patientenorientierte Gesundheitsversorgung anzuregen.

In jeweils drei Bildern wird eine Patientengeschichte erzählt: das linke Bild spiegelt das "Gestern" wider, das Gefühl des Patienten bei der Diagnose. Im rechten Bild geht es um das "Heute", das Leben mit oder nach der Krankheit. In der Mitte steht das Porträt, der Mensch. Asthma etwa ist dadurch mehr als eine Erkrankung der Atemwege geworden. Es gibt ein Gesicht und ein Schicksal dazu - wie das des jungen Sportlers Alexander Burgard. "Mich haben diese Bilder sehr berührt. Die Kraft, der Mut und der Lebenswille, die aus ihnen sprechen, vermögen Menschen zu inspirieren, die sich in einer ähnlichen Siutation befinden", resümiert GSK-Geschäftsführer Dr. Thomas Werner.

Alle Bilderserien sind im Internet zu sehen unter www.lebensbilder.de

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