Pandemiebekämpfung weltweit

Hilfswerk Misereor: Ärmere Regionen bei Corona-Impfstoff nach wie vor abgehängt

Statt internationaler Zusammenarbeit herrschten bei der Impfstoffverteilung kurzfristiges Handeln und Impfnationalismus, kritisiert das katholische Hilfswerk Misereor. So bekomme man die Pandemie nicht in den Griff.

Veröffentlicht:
Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel

Kurzfristiges Handeln und Impfnationalismus bestimmen die politische Agenda: Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.

© Oliver Berg / dpa (Archivbild)

Berlin. Das katholische Hilfswerk Misereor sieht ärmere Regionen der Welt bei der Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen das Coronavirus weiter massiv abgehängt. „Mit Blick auf Corona bestimmen weiterhin kurzfristiges Handeln und Impfnationalismus die politische Agenda. Dabei besteht Übereinkunft, dass eine globale Gesundheitskrise nur in globaler Solidarität und mit gemeinsamen politischen Antworten überwunden werden kann“, sagte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel bei der Vorstellung des Jahresberichts der Hilfsorganisation am Donnerstag.

Es sei für ihn auch schwer nachvollziehbar, dass die Bundesregierung die Forderung der WHO zurückgewiesen habe, vorerst in Deutschland keine Drittimpfungen anzubieten, damit in Ländern mit weniger Ressourcen mehr Impfstoffdosen zur Verfügung stünden, sagte Spiegel. Die nächste Bundesregierung müsse sich dafür einsetzen, dass die Länder des globalen Südens ausreichend Zugang zu Impfstoffen wie auch zu Tests und Medikamenten hätten.

COVAX-Initiative bleibt hinter ihren Zielen zurück

Die Länder des globalen Nordens seien vor allem darauf bedacht, „Impfstoffe für den Eigenbedarf zu sichern, obwohl die weltweiten Produktionskapazitäten eine andere Verteilung der Impfstoffe ermöglichen“, kritisierte auch der Vorsitzende der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe Dr. Karl Jüsten.

Dieses Vorgehen gehe allein zulasten der Armen. Die COVAX-Initiative der WHO bleibe „bedauerlicherweise weit hinter ihren Möglichkeiten zurück“, sagte Jüsten. Die angestrebte weltweite Zusammenarbeit bei der Pandemiebekämpfung lasse weiter auf sich warten.

Jüsten erinnerte daran, dass in Afrika bislang nur 1,5 Prozent der Menschen gegen COVID-19 geimpft seien. Aus der Praxis täglicher Projektarbeit vor Ort wisse man auch, dass die Bereitstellung der Impfstoffe noch nicht das Ankommen bei den zu Impfenden garantiere. „Von der Schwelle der Gesundheitszentren ist es noch ein weiter Weg bis in die Wohnviertel und die Dörfer, wo die Menschen am Rande der Gesellschaft leben.“

Ohne den Aufbau einer Kühllager-und Transportinfrastruktur sowie die Sicherung ausgebildeter Fachkräfte im bereits jetzt häufig unterfinanzierten Gesundheitssektor kann eine Strategie nicht erfolgreich umgesetzt werden. (hom)
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