Forschungsprojekt

Pädiater musizieren für Kinder mit Krebs

Mit Geige, Saxophon und Benefizkonzerten versuchen zwei Kinderärzte auf außergewöhnliche Weise Geld für ihr Forschungsprojekt aufzutreiben. Sie wollen damit krebskranken Kindern helfen, die trotz Chemotherapie und Behandlung einen Rückfall erleiden.

Veröffentlicht:
Mit Klängen von Vivaldi, Pachelbel, Mozart, Schostakowitsch und Gershwin wollen die beiden Krebsforscher Professor Stefan Pfister (l.) und Professor Stefaan van Gool überzeugen.

Mit Klängen von Vivaldi, Pachelbel, Mozart, Schostakowitsch und Gershwin wollen die beiden Krebsforscher Professor Stefan Pfister (l.) und Professor Stefaan van Gool überzeugen.

© DKFZ

HEIDELBERG. "Rund 2000 Kinder erkranken in Deutschland Jahr für Jahr an Krebs. Für ein Viertel von ihnen gibt es jedoch bislang nur wenig Hoffnung", berichtet Professor Stefan Pfister, Mitarbeiter des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und Pädiater am Uniklinikum Heidelberg.

Der Mediziner spricht von krebskranken Kindern, bei denen der Krebs trotz intensiver Behandlung zurückkehrt. Das DKFZ-Forschungsprojekt "Eine zweite Chance für krebskranke Kinder" soll hier helfen, die Überlebenschancen dieser Kinder zu verbessern.

Wenn Pfister, seit 30 Jahren begeisterter Saxophonspieler, am 28. September in Heidelberg zugunsten dieses Projektes zum Benefizkonzert aufspielt, wird ihm der belgische Kinderarzt, Krebsforscher und Geiger Professor Stefaan van Gool zur Seite stehen.

DKFZ unterstützt Konzertabend

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) unterstützt den Abend. In der ganzen Stadt hängen bereits Ankündigungsplakate, auf denen die beiden Mediziner mit weißen Kitteln und ihren Instrumenten abgebildet sind.

"Bislang gibt es nur für sehr wenige Krebsarten - zum Beispiel die akuten Leukämien - eine zweite Chance auf dauerhafte Heilung", informiert Pfister. Bei allen anderen Krebsarten habe im Falle eines Rückfalls nur etwa eins von zehn Kindern eine Chance auf Heilung.

Im Gespräch verweist der DKFZ-Forscher auf das "INFORM-Projekt" (Individualisierte Therapie für Rückfälle von bösartigen Tumoren bei Kindern).

Deutschlandweit sind hier unter dem Dach der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie fünfzig Studiengruppen beteiligt.

Koordiniert wird INFORM von Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrum, des Universitätsklinikums Heidelberg sowie der Charité in Berlin.

Mit den Klängen von Vivaldi, Pachelbel, Mozart, Elgar, Schostakowitsch und Gershwin wollen die beiden Krebsforscher Pfister und van Gool überzeugen. "Die Idee für unser Konzert entstand spontan auf einem Kongress", sagt Pfister.

Der Pädiater ist gemeinsam mit seiner Ehefrau seit vielen Jahren Mitglied im 14-köpfigen Saxophon-Ensemble Tübingen.

Er war sogar in den letzten Jahren auf Tournee in Australien und USA - spielte in der Sidney Opera und in der Carnegie Hall in New York. "Es ist meine Art Urlaub zu machen", erzählt er lächelnd im Gespräch.

Eine zweite Chance

Auch Pfisters Freund und Mitstreiter van Gool gibt seit vielen Jahren Konzerte - mit dabei sind seine Frau und die vier Töchter.

"Wir wollen an dem Abend gerne mit unserer Musik begeistern, aber gleichzeitig auch auf unser Projekt und die INFORM-Initiative aufmerksam machen", fassen Pfister und van Gool zusammen.

Bei ihrem Projekt "Eine zweite Chance für krebskranke Kinder" wollen Pfister und seine Heidelberger Kollegen mit einer Erbgutanalyse das Erbgut von Tumorzellen und gesunden Zellen vergleichen.

Erste eindrucksvolle Erfolge

"So können wir bei den Kindern, bei denen der Krebs zurückkehrt, Zellveränderungen der Tumoren finden, die möglicherweise Angriffspunkte für neue, sogenannte intelligente Medikamente sind", so Pfister.

Die Pilotphase des "Zweite Chance"-Projektes mit 30 Kindern habe bereits einige eindrucksvolle Erfolge mit zielgerichteten Medikamenten gezeigt, berichtet er.

Pfister und van Gool verweisen beide ausdrücklich darauf, dass die Therapiefreiheit der behandelnden Onkologen vor Ort zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt werden soll.

Erbgutanalysen bei 150 Kindern

Im Gegenteil: "Wenn wir bei einem Patienten Veränderungen in den Tumorzellen entdecken, gegen die bereits Medikamente zur Verfügung stehen, so ist die Therapieentscheidung für den behandelnden Kollegen in einem der über fünfzig deutschen Behandlungszentren noch nicht bindend", ergänzt Pfister.

In dieser Phase müssten die behandelnden Ärzte individuell mit dem Patienten entscheiden, ob eine solche Therapie sinnvoll und möglich ist.

Mindestens 150 bis 200 krebskranke Kinder, die einen Rückfall haben, möchten die DKFZ-Wissenschaftler im kommenden Jahr in ihr Projekt aufnehmen und bei ihnen eine Erbgutanalyse vornehmen.

"Rund 5000 Euro kostet diese molekulargenetische Analyse pro Patient", informiert Pfister und hofft in diesem Sinne auf einen erfolgreichen Benefizabend in Heidelberg. (mm)

Benefizkonzert des Deutschen Krebsforschungszentrums, 28. September 2014 um 18 Uhr in der Stadthalle Heidelberg.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?