Nach Skandal um US-Schnüffelei

So surfen Sie "sicher" im Internet

Lauschangriff 2.0 - seitdem das US-Schnüffelprogramm PRISM aufgedeckt wurde, fragen sich viele: Wie kann ich sicher im Internet surfen? Wir geben Tipps.

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:
Anschluss zur Überwachung: Nach den Enthüllungen um das NSA-Spähprogramm PRISM steht die Sicherheit im Internet in der Diskussion.

Anschluss zur Überwachung: Nach den Enthüllungen um das NSA-Spähprogramm PRISM steht die Sicherheit im Internet in der Diskussion.

© Christian Ohde / imago

Edward Snowden - ein 30-jähriger US-Amerikaner beherrscht seit Wochen die Schlagzeilen. Er ist der tragische Held hinter den Enthüllungen um das gigantische Abhörprogramm PRISM des US-Geheimdienstes NSA.

Snowden, der am Dienstagmittag noch immer am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festsaß und wohl in Venezuela Asyl erhalten wird, könnte als derjenige in die Annalen der Internet-Geschichte eingehen, der den Netzbürgern das Fürchten gelehrt hat.

Denn mit seinem Geheimnisverrat, wie es ihm die USA vorwerfen, hat er eine Debatte über Datensicherheit im Internet losgetreten.

Und er hat wohl auch dafür gesorgt, dass viele Menschen sich erstmals überhaupt die Frage stellen, wie sicher ihre Daten im Netz sein können.

Sparsamkeit und Vermeidung

Tatsächlich bleibt nach den Enthüllungen zunächst die Erkenntnis: Im Internet ist gar nichts sicher, gelauscht werden kann immer und überall, sogar mit einfachen Mitteln. Aber Sie können sich schützen.

› Zwei Begriffe sind Ärzten bereits vom Umgang mit Patientendaten geläufig: Datenvermeidung und Datensparsamkeit. Sie sollten auch die Devise für den Umgang mit dem Internet sein. Nur wenn Sie Daten sparsam im World Wide Web veröffentlichen oder Netzwerke wie Facebook gänzlich vermeiden, schützen Sie sich vor Cyberspionage und Datenklau.

› Doch womöglich möchten Sie Google, Facebook und Co. nicht missen. Dann hilft nur Ihr eigenes Bewusstsein, und zwar im wörtlichen Sinn. Seien Sie sich immer bewusst, dass das Internet per se überwacht, von Spionen durchforstet und von Cyberkriminellen für Missbrauch verwendet werden kann.

Und wenn Sie auch daran denken, dass kostenlose Dienste nur deswegen kostenfrei sind, weil die Anbieter mit Ihren Daten Geld verdienen - etwa durch Anzeigen -, dann entwickeln Sie automatisch einen sensiblen Umgang.

› Seien Sie grundsätzlich misstrauisch, wenn es um Ihre persönlichen Daten geht. Gerade die Enthüllungen haben gezeigt, dass von großen Anbietern wie Microsoft, Google und Apple systematisch Daten abgegriffen werden - und zwar auf Basis des FISA-Gesetzes (Foreign Intelligence Surveillance Act) zum Abhören der Kommunikation mit dem Ausland.

› Bekannte E-Mail-Anbieter wie Outlook oder Gmail sind ebenfalls Ziele der Spionage. Vor allem Google ist Meister darin, Ihre E-Mails nach personenrelevanten Informationen zu durchstöbern, um Sie für die Werbeindustrie besser kennenzulernen. Setzen Sie am besten auf sichere Anbieter wie autistici.org oder kolab.org.

› Wenn Sie wirklich sicher per E-Mail kommunizieren wollen, brauchen Sie eine Verschlüsselung - und der E-Mail-Empfänger auch.

Das Zauberwort heißt Pretty Good Privacy (PGP), "sehr gute Verschlüsselung", ein Standard für den sicheren E-Mail-Versand. Kostenlos erhalten Sie PGP etwa mit Mailvelope, Enigmail oder GnuPG.

› Sie sind ein Fan von iPhone und iPad? Denken Sie an PRISM, wenn Sie das nächste Mal persönliche Passwörter und Geheimnummern als Notiz auf ihrem Apple-Smartphone abspeichern wollen.

Auch kostenlose Kurznachrichtendienste wie Skype, WhatsApp oder Facetime sollten Sie mit Vorsicht genießen: Sie sind teils unverschlüsselt und können leicht abgehört werden.

Sensible Daten sollten Sie darüber nicht austauschen. Verwenden Sie lieber sichere Apps wie etwa ChatSecure oder RedPhone.

› Sicher surfen mit Ihrem Webbrowser ist auch möglich. Die erste Regel: Installieren Sie so wenig Plugins und Add-ons wie möglich, denn die meisten schauen Ihnen beim Surfen zu. Benutzen Sie Werbeblocker, etwa AdBlock Edge oder Plus.

Die verhindern, dass große Anzeigenanbieter Sie durch das Netz verfolgen können. Ein Tipp ist auch disconnet.me, ein Tool gegen zahlreiche Schnüffler. Und am besten löschen Sie einmal in der Woche Ihre Cookies.

› Soll es ganz sicher und anonym sein? Dann brauchen Sie den Browser des Tor Projects unter www.torproject.org. Der Webbrowser verschlüsselt Ihre Internetverbindung und verschleiert Ihre Spur durch das Internet, so als seien Sie nie online gewesen.

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Kommentare
Marco Schade 10.07.201308:15 Uhr

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Wenn Sie schon einen Adblocker empfehlen, dann sollten Sie nicht gerade Adblock Plus empfehlen. Seit Tagen kommen neue Hintergründe heraus, dass eben dieser Anbieter den Dienst nutzt um Geld zu verdienen und "strategische Partner" nicht blockt und Cookies geziehlt mit eigenen Codes überschreibt. Unter anderem bei Spiegel Online nachzulesen: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/online-werbung-google-zahlte-an-adblock-plus-a-909659.html

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