Solarien sind beliebt, obwohl Kunden die Gefahren kennen

BERLIN (gvg). Fast jeder Nutzer von Sonnenbanken ist sich der Risiken bewusst. Das zeigt eine neue Studie. Sie belegt auch, dass viele Solarien sich um die Gesundheit nicht kümmern.

Veröffentlicht:
Die meisten Solarien haben erhebliche Qualitätsmängel.

Die meisten Solarien haben erhebliche Qualitätsmängel.

© Foto: dpa

In der repräsentativen SUN-Study wurden im Auftrag der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention 500 Männer und Frauen zwischen 18 und 45 Jahren befragt. Dabei gab fast jeder zweite an, schon irgendwann einmal ein Sonnenstudio aufgesucht zu haben, knapp jeder fünfte im letzten Vierteljahr.

Interessant: Fast jeder weiß, dass UV-Strahlung die Haut schneller altern lässt und das Hautkrebsrisiko erhöht. "Die Menschen besuchen Sonnenstudios wider besseren Wissens", betonte Dr. Rüdiger Greinert von der Europäischen Hautkrebsorganisation EUROSKIN.

Die wichtigsten Gründe sind eine Steigerung von Attraktivität und Wohlbefinden. Immerhin acht Prozent sagten, sie besuchten Sonnenstudios wegen Neurodermitits. Sieben Prozent lassen sich wegen Akne bestrahlen, und vier Prozent gaben "allgemeine Gesundheitsvorsorge" als Grund für den Besuch der Sonnenbank an. "Zum Teil wird das von den Solarien sogar beworben. Das ist ein Unding", so Greinert.

Die Studios selbst schneiden in der Befragung ziemlich schlecht ab: 44 Prozent der Befragten sagten, sie hätten das Solarium ohne Personalaufsicht genutzt. Und ebenso vielen war keine UV-Schutzbrille angeboten worden.

Diese Ergebnisse decken sich mit einer Stichprobenerhebung des Bundesamts für Strahlenschutz unter 100 von 800 deutschen Sonnenstudios, die das Zertifikat "Geprüftes Sonnenstudio" tragen. Es legt unter anderem fest, dass keine Jugendlichen auf die Sonnenbank dürfen, keine Münzautomaten eingesetzt werden und bestimmte Bestrahlungsstärken sowie Beratungsstandards eingehalten werden müssen.

Trotz Zertifikat wird gegen diese Bestimmungen im Alltag regelmäßig verstoßen. "Die freiwillige Zertifizierung ist damit gescheitert", betonte Greinert. Jetzt seien dringend gesetzliche Regelungen erforderlich, die Solarien für Jugendliche verbieten, die Bestrahlungsstärke für Erwachsene begrenzen und Bestrahlungspläne verpflichtend machen. Ein neues Umweltgesetzbuch, das sich auch mit dem Schutz vor UV-Strahlen beschäftigt, soll Anfang Dezember im Bundeskabinett beraten werden.

Lesen Sie dazu auch: Strahlenschützer testen Sonnenstudios - "Erschreckende Ergebnisse"

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Influencer-Marketing für Nahrungsergänzungsmittel

foodwatch beklagt „wilden Westen der Gesundheitswerbung“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung