Forschungsnetzwerk

Uni Hohenheim verschreibt sich Cannabis

„Cannabis hat Zukunft“, glaubt die Universität Hohenheim. Deswegen haben sich deren Forscher mit kanadischen Kollegen zusammengetan, damit Deutschland beim Cannabis-Boom nicht abgehängt wird.

Veröffentlicht:
Marijuana in der Nahaufnahme: Ein Forschernetzwerk will, dass Deutschland bei Cannabis nicht den Anschluss verliert.

Marijuana in der Nahaufnahme: Ein Forschernetzwerk will, dass Deutschland bei Cannabis nicht den Anschluss verliert.

© Opra / stock.adobe.com

HOHENHEIM. Ein deutsch-kanadisches Forscherteam will Cannabis wissenschaftlich enttabuisieren und nimmt die Wirkung als Heilpflanze in den Fokus – abseits der Rauschwirkung. Heute (18. Juni) nimmt das Netzwerk “Medizinisch phytocannabinoid-reiches (PCR) Cannabis“ offiziell die Arbeit auf und präsentiert sich erstmals der Öffentlichkeit in Stuttgart.

„Cannabis hat ein enormes Potenzial in der Medizin, der Ernährung und der Körperpflege“, schreibt die Universität Hohenheim, die am Projekt beteiligt ist, in einer Mitteilung.

Durch die Kooperation mit kanadischen Kollegen und Unternehmen erhoffen sich die Wissenschaftler vom Know-how in Anbau, Weiterverarbeitung und der Herstellung von Endprodukten zu profitieren. 80 Prozent der größten Cannabis-Produzenten der Welt kommen demnach aus Kanada.

Auch in Deutschland kommt der Boom an. Hierzulande werden immer mehr cannabishaltige Medikament verschrieben. 2018 wanderten rund 145.000 Einheiten cannabishaltiger Zubereitungen und unverarbeiteter Blüten über die Abgabeschalter der Apotheken, so der Apothekerverband ABDA. Ein Jahr zuvor waren es etwa 44.000 Einheiten gewesen. 2020 soll in Deutschland zum ersten Mal Cannabis für medizinische Zwecke geerntet werden.

Deutschland soll im Spiel bleiben

„Wir wollen die Grundlage schaffen, dass in Deutschland Cannabis angebaut werden und sich ein erfolgreicher Markt etablieren kann“, sagt die nationale Koordinatorin des Netzwerks, Prof. Simone Graeff-Hönninger, zur Zielsetzung. Das jahrzehntelange Anbauverbot habe dazu geführt, dass es in Deutschland an medizinischem Cannabis-Wissen fehle und somit auch die Kenntnis, wie wirksame Medikamente aus der Pflanze hergestellt werden.

Auf 18 Monate ist das Netzwerk momentan zunächst angelegt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Projekt.

Cannabis wird von immer mehr Ländern auch zum Freizeitkonsum legalisiert. Illinois kündigte vor wenigen Tagen an, als elfter US-Bundesstaat Cannabis zu legalisieren. In Kanada ist die Droge seit letztem Jahr legal; Luxemburg prüft momentan die Freigabe. (ajo)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Porträt

Der Onkologe und sein Apfel-Cider

Krankenhausgesellschaft verurteilt

Eine Million Euro Schmerzensgeld für schwere Behandlungsfehler

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Der Onkologe und sein Apfel-Cider

„ÄrzteTag“-Podcast

Müssen die Praxen Angst vor Sanktionen wegen der ePA haben, Herr Naumann?

Lesetipps
Ein Mann hält sich die Hände an den schmerzenden Rücken

© Gina Sanders / stock.adobe.com

Gastbeitrag

Wie sinnvoll sind Injektionen an der Wirbelsäule?