Sozialbericht 2024

Vermögen: Deutschland weiterhin „Spitzenreiter in Ungleichheit“

Der Wohlstand hat in einer Dekade zwar kräftig zugelegt – doch eine Vermögensangleichung ist nicht eingetreten. Bestehende Unterschiede setzen sich auf höherem Niveau fort.

Veröffentlicht:
Sanduhr mit durchrieselnden Euromünzen

Allmählicher Ausgleich? Nicht was stark divergierende Haushaltswerte in Deutschland betrifft.

© fotomek / stock.adobe.com

Wiesbaden. Trotz gestiegener Haushaltsvermögen hat sich an bestehenden Vermögensungleichheiten und Armutsrisiken in Deutschland nichts geändert: Auch das West-Ost-Gefälle in der Vermögensverteilung „ist und bleibt deutlich“, so das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) anlässlich der Veröffentlichung seines „Sozialberichts 2024“ am Mittwoch.

Danach hatten 2021 die reichsten 10 Prozent der bundesdeutschen Haushalte über 56 Prozent des Gesamtvermögens. Vor zehn Jahren sah die Verteilung nicht anders aus. Nach wie vor zähle damit „Deutschland im europäischen Vergleich zu den Spitzenreitern in Sachen Ungleichheit“, betonen die Statistiker. Eine wichtige Ursache der über Generationen hinweg stabilen Vermögensunterschiede seien Erbschaften und Schenkungen.

Wohlstand wächst mit Immobilienpreisen

Von 2011 bis 2021 sind den jüngsten Zahlen zufolge die Haushaltsnettovermögen (Bar- und Sachwerte abzüglich Schulden) real um 39 Prozent gestiegen. Was hauptsächlich stark gestiegenen Immobilienpreisen zuzuschreiben sei. Westdeutsche Haushalte kamen zuletzt auf durchschnittlich 359.800 Euro Nettovermögen, ostdeutsche Haushalte auf 150.900 Euro. Wobei sich diese Lücke in der zurückliegenden Dekade kaum verringert habe, wie es weiter heißt.

Während steigende Mindestlöhne und ein wachsender Arbeitnehmermarkt (Fachkräftemangel) in den vergangenen Jahren für Reallohnzuwachs gesorgt hätten, sei trotzdem „keine substanzielle Veränderung beim Armutsrisiko“ zu beobachten. Insbesondere das Armutsrisiko im Alter sei sogar etwas größer geworden.

Überdurchschnittliches Armutsrisiko im Osten

2022 lebten laut BiB bundesweit 15 Prozent aller privaten Haushalte unterhalb der Schwelle zum Armutsrisiko, die für einen Ein-Personen-Haushalt auf rund 1.200 Euro monatlich beziffert wird und für einen Zwei-Personen-Haushalt mit Kind auf 2.160 Euro. In Ostdeutschland fällt das Armutsrisiko mit 19,4 Prozent der Haushalte unter den Schwellenwerten überdurchschnittlich aus.

Zum Thema Altersarmut konstatieren die Wiesbadener Bevölkerungsforscher eine leichte Zunahme der Risikolagen infolge längerer Phasen der Arbeitslosigkeit in den Berufsbiografien – und einmal mehr ein signifikantes West-Ost-Gefälle: Während in der Kohorte der 60- bis 69-jährigen republikweit rund 17 Prozent von Altersarmut bedroht sind, beträgt die Quote in den neuen Bundesländern überdurchschnittliche 24 Prozent. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ungewöhnliche Kooperation

Röntgen-Experten untersuchen Silberschatz

Glosse

Die Duftmarke: Rabattschlacht mit Grinch

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Insgesamt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Kosten an vielen Stellen schneller gestiegen sind als der Orientierungswert.

© Leafart - stock.adobe.com

Praxismanagement

So bekommen Sie steigende Praxiskosten in den Griff

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Bulle und Bär: Wer wird im Anlagejahr 2024 die Oberhand behalten? Zuletzt waren angesichts der Kurssteigerungen die Bullen auf der stärkeren Seite.

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Jahresausblick Geld und Vermögen

Geldanlage: Comeback des klassischen gemischten Portfolios

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sehvermögen und Demenz

Klarer Blick und klarer Geist nach Katarakt-Operation

Lesetipps
Junges Mädchen mit asiatischem Migrationshintergrund sitzt am Tisch und misst ihren Blutzucker.

© Krakenimages.com / stock.adobe.com

Unterschiede im Komplikationsrisiko

Was bei ethnischen Minderheiten mit Typ-2-Diabetes anders ist

Zwei Zähne mit Wanderstöcken sind in den Bergen wandern. Das Bild ist im Comicstil gezeichnet.

© Andrea Schudok / KI-generiert mit Adobe Firefly

Sammlung von Kasuistiken

Auf Abwegen: Wenn Zähne sich in die Atemwege verirren

Leerer Wegovy 1,7 mg Flextouch-Pen, der zur Injektion von GLP-1-Rezeptoragonisten genutzt werden kann.

© Patrick Bay Damsted / stock.adobe.com

Semaglutid und Tirzepatid

GLP-1-basierte Therapie: Mehr als nur HbA1c-Senkung