Kommentar zu Corona-Fallzahlen

Zweifelhaftes Urlaubsidyll Türkei

Die offizielle Zahl der Neuinfektionen in der Türkei spiegele nicht die Wirklichkeit wieder, sagt der Chef der dortigen Ärztevereinigung. Dies schürt Skepsis am Hygienekonzept der gerade für risikofrei erklärten Urlaubsregion.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:

Am Dienstag hebt das Auswärtige Amt die Reisewarnung für die vier beliebtesten Urlaubsregionen auf, am Donnerstag zweifelt der oberste türkische Ärzte-Vertreter gegenüber der Deutschen Presse-Agentur massiv die offiziellen Corona-Fallzahlen des Landes an. Das kommt zur Unzeit, weil damit natürlich auch Zweifel an den von der Regierung Erdogan versprochenen Hygienekonzepten aufkommen, die – angeblich – zur Aufhebung der Reisewarnung von deutscher Seite geführt haben.

Aber überraschen können uns die Aussagen von Professor Sinan Adiyaman, Chef der Ärztevereinigung TTB, eigentlich nicht. Blicken wir zurück: Noch bis Anfang/Mitte März behauptete die türkische Regierung ganz offiziell, Corona gebe es im Land überhaupt nicht. Und dies zu einem Zeitpunkt, zu dem sich das Nachbarland Iran mit 500 Kilometern gemeinsamer Grenze bereits zu einem der weltweit stärksten Corona-Hotspots entwickelt hatte. Wenig glaubwürdig!

Lesen sie auch

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan verkündete ebenfalls noch im März in bester Trump- und Bolsonaro-Manier kraftmeiernd „kein Virus ist stärker als die Türkei!“. Er hat zwar früher als seine Kollegen in den USA und Brasilien die Reißleine in Sachen Corona-Leugnen gezogen.

Glaubwürdig wirkten die offiziellen Fallzahlen dennoch nie – schon alleine des Umstands wegen, dass Erdogan die Führung der Statistikbehörde mit Leuten aus seinem nächsten Umfeld besetzt hat und seitdem alle Zahlen aus dem Haus für ihn positive Entwicklungen aufzeigen.

Angesichts der Verhaftung Zehntausender Erdogan unliebsamer Menschen in den vergangenen Jahren ist der mutige Widerspruch des Ärzte-Chefs bemerkenswert. Hoffen wir, dass er nicht auch in Kürze einkassiert wird – mit Erdogans Allheilanklage „Verbreitung von Terrorpropaganda“.

Schreiben Sie dem Autor: christoph.barkewitz@springer.com

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung