Zahlen verdoppelt

2021 sind in Großbritannien 117.000 Patienten auf Wartelisten gestorben

Kein Termin für die Behandlung oder Operation: Im Vereinigten Königreich ist die Anzahl der Patienten, die gestorben sind, während sie auf der Warteliste waren, stark gestiegen. Der Rückstand durch COVID-19 ist noch nicht aufgeholt.

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Immer warten: Im NHS sind die Wartelisten sogar so lang, dass Patienten in sechsstelliger Zahl jährlich sterben, während sie auf eine Op oder eine andere Behandlung warten.

Immer warten: Im NHS sind die Wartelisten sogar so lang, dass Patienten in sechsstelliger Zahl jährlich sterben, während sie auf eine Op oder eine andere Behandlung warten.

© toodtuphoto / stock.adobe.com

London. Schockierende neue Zahlen aus Großbritannien zeigen, dass im vergangenen Jahr rund 117.000 Patienten des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) verstorben sind, während sie auf eine Operation oder andere fachärztliche Behandlung warteten.

Zwar sorgt der NHS seit vielen Jahren immer wieder durch lange Wartezeiten und -listen für negative Schlagzeilen. Dennoch sind die aktuellen und jetzt vom Londoner Gesundheitsministerium auf Drängen der Labour-Opposition vorgelegten Zahlen nach Ansicht gesundheitspolitischer Experten beispiellos.

Britische Ärzteverbände sehen einen Zusammenhang mit den Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie. Während der Pandemie waren Hunderttausende von Operationen in Großbritannien abgesagt beziehungsweise verschoben worden. Laut größtem britischen Ärzteverband (British Medical Association, BMA) räche sich das nun und koste Patientenleben.

2021: Verdoppelung im Vergleich zu 2019

Zwar waren auch schon vor der Pandemie Patienten gestorben, während sie auf eine Operation warteten. Allerdings hat sich ihre Zahl im vergangenen Jahr im Vergleich zur Vor-Pandemiezeit mehr als verdoppelt.

Derzeit warten im Königreich laut offiziellen Zahlen rund 6,8 Millionen Patienten auf eine Operation. Auch das ist ein historischer Negativrekord. Britische Onkologen wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch bei der Früherkennung und Krebsvorsorge vieles im argen liege. „Tausende Patienten“ würden „zu spät“ mit einer neuen Krebserkrankung diagnostiziert und auch dies koste Patientenleben.

Großer Frust bei den Hausärzten

Laut offiziellen Zahlen konnten im vergangenen Jahr lediglich rund 62 Prozent aller neu mit einer behandlungsbedürftigen Krankheit diagnostizierten NHS-Patienten innerhalb der ersten 18 Wochen nach der Diagnose mit ihrer Behandlung starten. Und die Zahl der Patienten, die länger als ein Jahr auf den Therapiestart warteten, kletterte im April 2022 auf den Rekordwert von mehr als 320.000 Patienten.

Die Misere im staatlichen Krankenhaussektor sorgt auch innerhalb der britischen Hausärzteschaft für Frustrationen und Unmut. „Es kommt inzwischen sehr oft vor, dass ich meine Patienten nicht mehr zeitnah in eine weiterführende Therapie überweisen kann“, so der Londoner Allgemeinmediziner Dr. Andrew Harris.

Harris arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Hausarzt in London für den Staatssektor. Er überlegt inzwischen, den Beruf entweder ganz aufzugeben oder in den privatärztlichen Sektor zu wechseln. (ast)

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