COVID-19-Verdacht
Ärzte nennen TK-Angebot zu Fernbehandlung „unseriös“
Versicherten der Techniker Krankenkasse können sich nicht nur rund um die Uhr telefonisch beraten lassen, sondern jetzt auch eine Fernbehandlung in Anspruch nehmen. Niedergelassene Ärzte finden das falsch und überflüssig.
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Die TK bietet bei Verdacht auf eine Infektion mit COVID-19 Fernbehandlung an. Vertragsärzte sind davon nicht begeistert.
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Köln. Mit ihrem Vorstoß, Versicherten mit einer Corona-Infektion oder einem diesbezüglichen Verdacht eine Fernbehandlung anzubieten, sorgt die Techniker Krankenkasse (TK) bei niedergelassenen Ärzten im Rheinland für Unmut. Der Vorsitzende des Hausärzteverbands Nordrhein, Dr. Oliver Funken, spricht von einem „unseriösen Angebot“.
Seit dem 28. April steht TK-Versicherten mit COVID-19-Symptomen neben einer Rund-um-die-Uhr-Telefonberatung die Möglichkeit einer ärztlichen Fernbehandlung zur Verfügung. Die dort tätigen Ärzte können Arzneimittel verordnen und eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen. Bei dem Rezept können die Patienten nach Angaben der Kasse zwischen der Papier- und der elektronischen Version wählen.
„Hausarzt muss erster Ansprechpartner bleiben“
In der Corona-Pandemie zeigten sich die großen Vorteile der Fernbehandlung, sagt TK-Chef Dr. Jens Baas. „Patienten mit Corona-Verdacht können sich von Ärzten behandeln lassen, ohne sich selbst, die Praxismitarbeiter oder andere Menschen auf dem Weg zum Arzt anzustecken.“Auch in der aktuellen Situation müsse der Hausarzt der erste Ansprechpartner der Patienten sein – inklusive der telefonischen Krankschreibung, findet dagegen der Chef des Hausärzteverbands Nordrhein. „Auch bei der telefonischen Betreuung wenden wir einen hohen Standard an und verschreiben nach Abwägung der Risiken passende Medikamente“, sagt Funken.
Die Videobehandlung „durch unbekannte Ärzte mit unbekannter Qualifikation“ sieht er kritisch. „Wir wünschen uns eine partnerschaftliche Lösung und keine Alleingänge von Krankenkassen“, betont Funken.
Kooperation wäre sinnvoller
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Nordrhein sieht das neue Angebot ebenfalls kritisch, genauso wie die Service-Hotline zum Coronavirus der AOK. Es sei unverständlich, warum die Kassen jeweils einen eigenen Dienst aufbauen, anstatt mit den Kassenärztlichen Vereinigungen zu kooperieren, sagt Verbandssprecher Edwin Ackermann. „Der Dienst ist überflüssig.“Auch bei den Kinder- und Jugendärzten gehörten Videosprechstunden zum Betreuungsumfang, stellt Ackermann klar. „Die kontinuierliche Betreuung durch die eigenen Ärztinnen und Ärzte ist der Online-Versorgung durch anonyme Beratung und Versorgung auch gerade in dieser ungewöhnlichen Pandemiesituation überlegen.“