Abrechnungsdaten der Barmer

Alkoholsucht bei Männern im Nordosten besonders häufig

Die Zahl der Männer mit einem diagnostizierten Alkoholproblem liegt in Mecklenburg-Vorpommern deutlich über dem Bundesschnitt. Und es droht ein weiterer Anstieg.

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In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl der Männer mit einem problematischen Alkoholkonsum laut Daten der Barmer besonders hoch.

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl der Männer mit einem problematischen Alkoholkonsum laut Daten der Barmer besonders hoch.

© Yvonne Weis / stock.adobe.com

Schwerin. In keinem anderen Bundesland haben im Verhältnis zur Bevölkerungszahl so viele Menschen ein Alkoholproblem wie in Mecklenburg-Vorpommern. Erfolge in der Prävention sind nicht zu erkennen – der Anteil der Menschen mit Alkoholproblem stieg innerhalb von fünf Jahren um zehn Prozent. Nun droht wegen der Pandemie ein weiterer Anstieg.

Ein diagnostiziertes Alkoholproblem haben 34 .000 Menschen im Nordosten. Diese Zahl nennt die Barmer unter Bezug auf Abrechnungsdaten für das Jahr 2019. Dies entspricht 2,1 Prozent der Bevölkerung. Zu 80 Prozent sind es Männer, die in Mecklenburg-Vorpommern zur Flasche greifen, unter ihnen beträgt der Anteil mit einem diagnostizierten Alkoholproblem 3,5 Prozent – deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt (2,4 Prozent). Bei den Frauen liegt der Anteil mit 0,8 Prozent dagegen leicht unter dem Bundesdurchschnitt (0,9 Prozent).

Problematisches Rollenklischee

Die Barmer Landesvertretung in Schwerin warnt angesichts dieser Zahlen vor den Folgen. „Oftmals wird vergessen, dass Alkoholkonsum zahlreiche Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit haben und abhängig machen kann“, sagte Landesgeschäftsführer Henning Kutzbach. Wer Entzugserscheinungen oder ein starkes Verlangen nach Alkohol verspürt, sollte nach seinem Rat „dringend“ einen Arzt aufsuchen.

Warum aber ist das Trinken im Nordosten so verbreitet? Kutzbach vermutet, dass vor allem jüngere Männer oft einem Rollenklischee entsprechen wollen. Weil sich eine Abhängigkeit schleichend entwickelt, rät er beiden Geschlechtern stets kritisch den eigenen Konsum zu hinterfragen.

Verschärfung durch Pandemie

Sorgen bereitet die Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern auch der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen (LAKOST). „Wir gehen davon aus, dass die Suchtproblematik in allen Bereichen aufgrund der Corona-Pandemie in den nächsten Jahren noch einmal erheblich zunehmen wird“, sagt Birgit Grämke von LAKOST. Grund sei die entfallene soziale Kontrolle – viele Menschen hatten durch Kurzarbeit und Homeoffice deutlich weniger Kontakte zu Mitmenschen.

„Dadurch können sich ungesunde Trinkgewohnheiten eingeschlichen haben, die zunächst keinem Außenstehenden auffallen“, so Grämke. Wer bei einem Angehörigen eine Alkoholabhängigkeit vermutet, sollte sich nach ihrer Ansicht an eine der Suchtberatungsstellen im Land wenden. Dort werden Betroffene und Angehörige ohne ärztliche Überweisung und auf Wunsch auch anonym beraten. Auch die Möglichkeit eine Online-Suchtberatung besteht. (di)
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