Ambient Assisted Living noch in den Kinderschuhen

Ambient Assisted Living (AAL): Technik, die "mitdenkt", soll es Senioren ermöglichen, sicher zu Hause zu leben. Den Durchbruch hat AAL aber noch nicht geschafft.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Hans Heinz Zimmer, Vorstand beim Verband der Elektrotechnik: "AAL ist kein Wundermittel, aber es kann dazu beitragen, die der Jahre leichter zu tragen."

Hans Heinz Zimmer, Vorstand beim Verband der Elektrotechnik: "AAL ist kein Wundermittel, aber es kann dazu beitragen, die der Jahre leichter zu tragen."

© Reiner Zensen / imago

BERLIN. Ein schmuckes Armband, das per Knopfdruck ein Signal an eine Notrufzentrale sendet. Eine "intelligente" Matratze, die den Herzrhythmus misst. Oder ein Fußboden, der das Licht einschaltet, wenn der Senior nachts ins Bad will, und der bei einem Sturz automatisch einen Hilferuf absetzen kann. Die Liste der Möglichkeiten des sogenannten Ambient Assisted Living (AAL) - zu deutsch: altersgerechte Assistenzsysteme - wird immer länger. Und bunter.

Vertreter der Elektroindustrie wittern in der Technologie denn auch einen milliardenschweren Zukunftsmarkt. Auf Veranstaltungen wie dem 4. AAL-Kongress Anfang der Woche in Berlin demonstriert die Branche kleine und große Assistenzsysteme, die nunmehr, so ist zu hören, die Forscherstuben verließen und in den Wohnungen älterer Menschen Einzug hielten. "AAL", sagt Hans Heinz Zimmer, Vorstand beim Verband der Elektrotechnik (VDE), "ist kein Wundermittel, aber es kann dazu beitragen, die Last der Jahre leichter zu tragen." Die moderne Technik für den "dritten Gesundheitsstandort" neben Klinik und Heim - die eigene Wohnung - sei reif für den Durchbruch, glaubt Zimmer.

Als Wachstumstreiber für AAL haben Experten wie Zimmer den demografischen Wandel ausgemacht. Im Jahr 2030 seien in Deutschland voraussichtlich rund 26 Millionen Menschen 60 Jahre und älter. Möglichst viele dieser Menschen sollen dann in den Genuss von AAL kommen, so die Hoffnung. Doch trotz aller Euphorie: Das Geschäft mit der "maßgeschneiderten" Technik für das Altwerden hat noch viele Hürden zu nehmen. So kommen bislang nur relativ wenige Anwendungen zum Einsatz.

Die gesetzlichen Krankenkassen stehen den Errungenschaften rund um AAL grundsätzlich "positiv" gegenüber. Eine Finanzierung der Technik als Regelleistung aus dem Topf der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sprenge aber den Rahmen, schränken sie ein. Zudem haben viele ältere Menschen noch Berührungsängste - nicht jeder findet Gefallen an blickenden, piependen Geräten.

VDE-Vorstand Zimmer ist dennoch optimistisch. "Viele Menschen wollen möglichst lange selbstbestimmt leben. Die Technik ist insofern eine große Chance."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sparanstrengungen in der GKV

MEZIS: Politik muss Pharmaunternehmen mehr in die Pflicht nehmen

Gesetzliche Krankenkassen

Streit um GKV-Sparpaket: Bundesregierung bietet Kompromiss an

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 28.01.201110:21 Uhr

Ein Thema mit Zukunft

Man soll nicht versuchen, dem Golffahrer einen Bentley zu verkaufen. Ebenso ungeschickt lassen sich "intelligente" Assistenzsysteme für den Wohnbereich propagieren.
Zunächst wird es bei der Nutzung elektronischer Technik in der Krankenversorgung darum gehen, einfache Alarm- und Kommunikationssysteme in vorhandene Gebäudeautomatik (smart home) zu integrieren, oder bei einem Neubau einzuplanen. Das betrifft Häuser für altengerechtes Wohnen, Pflegeinrichtungen, vor allem aber auch Ein-Personen-Haushalte.
Nicht nur die demografische Entwicklung fordert dazu auf, über vernünftige und bezahlbare Lösungen nachzudenken und Anfoderungskataloge zu entwerfen, sondern der sich verschärfende Pflegenotstand ist die treibende Kraft.

Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an