Rationalisierungseffekte

Arbeitsproduktivität in Medizin und Pflege steigt beträchtlich

Der Arbeitskräftemangel bremst die Dynamik vor allem in der Pflege aus. Die daraus folgenden Rationalisierungseffekte führen zugleich zu erheblichen Produktivitätsfortschritten.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Insgesamt wurden in Medizin und Pflege in den vergangenen zehn Jahren 850.000 neue Arbeitsplätze geschaffen

Insgesamt wurden in Medizin und Pflege in den vergangenen zehn Jahren 850.000 neue Arbeitsplätze geschaffen

© Lars Zahner / stock.adobe.com

Medizin und Pflege sind der Kern der Gesundheitsversorgung: Auf 199,4 Milliarden Euro belief sich die Bruttowertschöpfung der Arzt-und Zahnarztpraxen, der Kliniken, Pflegeheime und ambulanten Pflegedienste sowie der nichtärztlichen Heilberufe im vergangenen Jahr, ein Zuwachs von fast 4,8 Prozent, deutlich mehr als der Anstieg der Gesamtwirtschaft.

Doch gerade dieser Dienstleistungssektor leidet unter Knappheitsphänomenen, die sich auch aus den Daten der gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Bundeswirtschaftsministeriums ablesen lassen: Bemerkenswert ist deshalb, dass die Arbeitsproduktivität der Mitarbeiter in Medizin und Pflege in den vergangenen zehn Jahren beträchtlich gestiegen ist.

Bruttowertschöpfung steigt schneller als Zahl der Erwerbstätigen

So nahm die Zahl der Erwerbstätigen im Schnitt mit jährlich 2,2 Prozent nur halb so stark zu wie die Bruttowertschöpfung mit einem durchschnittlichen Wachstum von 4,2 Prozent. Insgesamt wurden in Medizin und Pflege in den vergangenen zehn Jahren 850. 000 neue Arbeitsplätze geschaffen – mit deutlich stärkerer Dynamik in den ambulanten Sektoren mit einem jährlichen Wachstum von 2,5 Prozent im Vergleich zu 1,9 Prozent in stationären Einrichtungen.

Im größten Sektor, der Krankenhausversorgung mit einer Bruttowertschöpfung von fast 70 Milliarden Euro, stagnierte die Personalentwicklung in den vergangenen drei Jahren bei rund 1,2 Millionen Mitarbeitern.

Fast gleichauf liegen niedergelassene Ärzte und Zahnärzte mit einer Bruttowertschöpfung von 65,6 Milliarden Euro und insgesamt 1,1 Millionen Erwerbstätigen.

Ambulante Pflegedienste mit verdoppelter Wertschöpfung

Bemerkenswerte Daten liefert die gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung für den Pflegesektor:

  • Die Bruttowertschöpfung von Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten hat sich in den vergangenen zehn Jahren um 73 Prozent auf 43,3 Milliarden Euro im Jahr 2019 erhöht.
  • Die Bruttowertschöpfung in der ambulanten Pflege hat sich in diesem Zeitraum auf 18,9 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Das durchschnittliche jährliche Wachstum liegt bei 8,3 Prozent. Keine andere Branche von Bedeutung weist ein so anhaltend starkes Wachstum auf.
  • Die Heimversorgung verläuft mit einem jährlichen Zuwachs von durchschnittlich 4,0 Prozent zwar moderater, liegt aber weit über dem Wachstum der Gesamtwirtschaft.

Damit haben die Personalkapazitäten nicht mitgehalten: Die Zahl der Erwerbstätigen in der stationären Pflege stieg im Schnitt jährlich um 2,4 Prozent auf zuletzt 700. 000, in der ambulanten Pflege um 3,6 Prozent auf zuletzt rund eine Million. Die Knappheit an Pflegekräften hat zu Rationalisierungseffekten geführt, die befürchten lassen, dass Leistungsverbesserungen bei Pflegebedürftigen nicht ankommen.

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