Kritik am GVSG

Auch Nordost-Ersatzkassen gegen Entbudgetierung für Hausärzte

Die Krankenkassen schießen weiter gegen das geplante Budgetende für Hausärzte. Der vdek in Mecklenburg-Vorpommern glaubt nicht, dass das die ambulante Versorgung nachhaltig sichert.

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Schwerin. Nach der Kritik des Verbands der Ersatzkassen (vdek) im Bund kritisiert auch die vdek-Landesvertretung in Mecklenburg-Vorpommern die Pläne der Bundesregierung zur Entbudgetierung für Hausärzte. Die Versorgung in ländlichen Regionen werde dadurch nicht gestärkt, jedoch würden die Kassenbeiträge massiv nach oben getrieben.

„Um mehrere hundert Millionen Euro, so sagen erste Berechnungen voraus, dürften die jährlich anwachsenden Kosten für die Gesundheitsversorgung in Deutschland allein durch dieses Vorhaben steigen“, erklärte die Leiterin der vdek-Landesvertretung, Kirsten Jüttner, in Schwerin.

Zwar werde mit dem jüngst vom Bundeskabinett jüngst beschlossenen Entwurf für ein Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) das Ziel verfolgt, die ambulante Versorgung nachhaltig zu sichern. „Genau dies aber sehen wir gerade auch für Mecklenburg-Vorpommern nicht“, sagte die Landesverbandschefin und warnte vor einem Systemwechsel zu Lasten der Versicherten. „Die Budgets in ihrer derzeitigen Form sind eine bewusst geschaffene, tragende Säule unseres solidarisch finanzierten Gesundheitssystems“, betonte Jüttner. Das Budget liege für MV derzeit bei etwa 750 Millionen Euro.

Im Norden mehr Behandlungsfälle je Hausarzt

Zuvor hatte auch die Chefin des vdek im Bund, Ulrike Elsner, die geplante Entbudgetierung kritisiert. Die setze „keinen Impuls für eine zielgenaue Versorgung“, sagte Elsner im Interview mit der Ärzte Zeitung. „Wir brauchen für den ländlichen Raum vernetzte Lösungen statt Gießkanne“, so Elsner.

Die von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) geäußerte Erwartung, dass es mit einer Aufhebung der Budgetobergrenzen zu mehr Behandlungen komme, sei in Praxen, die bereits jetzt täglich voll sind, kaum realisierbar, sagte auch vdek-Landeschefin Jüttner.

Nach ihren Angaben liegen Hausärztinnen und Hausärzte im ländlich geprägten Mecklenburg-Vorpommern mit durchschnittlich 4.026 Behandlungsfällen für Kassenpatienten im Jahr um etwa 11 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

vdek hätte lieber regionale Gesundheitszentren

Die Mediziner hätten zu Beginn des Jahres, als der Ersatzkassenverband eine Anhebung der Mindestsprechstundenzeiten für gesetzlich Versicherte zur Diskussion gestellt habe, unisono erklärt, keinerlei Kapazitäten mehr zu haben.

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Um die medizinische Versorgung speziell im ländlichen Raum langfristig zu sichern, sprach sich Jüttner für die Schaffung effizienter und zugleich qualitätssichernder Strukturen aus. „Hier sind Kooperationsformen wie Regionale Gesundheitszentren, in denen ambulante und stationäre Leistungen sowie auch darüber hinaus gehende Angebote konzentriert sind, ein durch uns unterstützter Ansatz“, erklärte sie.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern (KVMV) sind in dem Bundesland etwa 100 der mehr als 1.000 Hausarztsitze nicht besetzt. Die Lage droht sich zu verschärfen, weil in den kommenden Jahren zahlreiche Hausärztinnen und Hausärzte in Ruhestand gehen, ohne schon einen Nachfolger gefunden zu haben.

In zwei Dritteln der 27 Planungsregionen drohe eine Unterversorgung, hieß es. 2022 gab es laut KV in Mecklenburg-Vorpommern 922 Hausarztpraxen. Zusätzlich sicherten 214 Angestellte die hausärztliche Versorgung. Nach Erhebungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zählt Mecklenburg-Vorpommern mit mehr als 70 Hausärzten je 100.000 Einwohner zu den Bundesländern mit der höchsten Arztdichte. (dpa/nös)

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