Assistierte Reproduktion

BÄK-Richtlinie gibt einheitliche Regeln vor

Bundesärztekammer definiert den Stand der Wissenschaft, macht aber nicht den Job der Politik.

Veröffentlicht:

BERLIN. Die Bundesärztekammer hat in einer Richtlinie Fragen der Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen bei der künstlichen Befruchtung geregelt. Die seit 2006 gültige Muster-Richtlinie, die in den Landesärztekammern nicht einheitlich in das Berufsrecht umgesetzt worden ist, wird damit gegenstandslos.

Begleitet wird die Richtlinie von grundsätzlicher Kritik der BÄK an der Untätigkeit des Gesetzgebers. Seit Jahren mahnt sie – bisher vergeblich – eine konsistente Regelung im Rahmen eines Fortpflanzungsmedizingesetzes an.

Mit der Richtlinie übernehme die Ärzteschaft "weiter Verantwortung für die medizinisch-wissenschaftlichen Belange der Reproduktionsmedizin", sagte BÄK-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery.

 Ganz neue Regelung

Ausdrücklich verzichte man hingegen auf die Interpretation rechtlich nicht eindeutig geregelter und wertbesetzter Fragen. "Diese zu beantworten ist und bleibt Aufgabe des Gesetzgebers", so Montgomery.

Das betrifft etwa die Auswahl des Embryos mit den besten Entwicklungsmöglichkeiten oder die Auslegung der sogenannten "Dreier-Regel" im Embryonenschutzgesetz. Danach macht sich strafbar, wer innerhalb eines Zyklus einer Frau mehr als drei Embryonen überträgt.

Daher hat die BÄK auf eine Fortschreibung der alten Richtlinie verzichtet und stattdessen eine völlig neue Regelung auf Basis von Paragraf 16b Transplantationsgesetz geschaffen.

Diese erste mit dem Gewebegesetz geschaffene Rechtsgrundlage ermöglicht es, den "allgemein anerkannten Stand der Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft" zur Entnahme von Geweben und deren Übertragung festzustellen.

Grüne loben

Lob erntete die BÄK von den Grünen im Bundestag. Die Gesundheitspolitikerin Dr. Kirsten Kappert-Gonther, selber Ärztin, bezeichnete die neue Richtlinie als "einen großen Schritt nach vorn". "Endlich werden auch im ärztlichen Berufsrecht alle Familienkonstellationen gleich behandelt."

Die Abgeordnete sieht nun die Regierung am Zug. Diese sei ein "Dinosaurier", da unverheirateten und gleichgeschlechtlichen Paaren eine Gleichberechtigung bei der künstlichen Befruchtung verweigert werde, so Kappert-Gonther.

Noch beim Deutschen Ärztetag in Freiburg forderten die Delegierten im vergangenen Jahr den Gesetzgeber in einer Entschließung auf, "klare und konsistente rechtliche Regelungen für die Reproduktionsmedizin zu schaffen".

Klärungsbedarf mahnte der Ärztetag beim Umgang mit Embryonen im Rahmen der assistierten Reproduktion oder bei der Embryonenspende als Sonderform der heterologen Verwendung von Keimzellen an. Politisch geklärt werden müsse auch die Behandlung lesbischer Paare und alleinstehender Frauen mit heterolog verwendeten Samenspenden. (fst)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Medizinischer Stand der Dinge

Neue Herausgeber der Nationalen Versorgungsleitlinien melden Vollzug

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

© Pixelrohkost / stock.adobe.com

Arztinformation – Hilfe für Patientinnen in den Wechseljahren

Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Procter & Gamble Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung