Kommentar zur KBV-Kampagne

Bedarfsplanung verkorkst

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Die Ursache des Gerangels um die Ärztekampagne gegen Teile des Versorgungsstärkungsgesetzes liegt in der verkorksten Bedarfsplanungssystematik.

Die dort angegebenen Versorgungsgrade sind schon nach Einschätzung der Gesundheitsweisen "arbiträre Größen, die in einem letztlich unbestimmten Zusammenhang mit dem realen klinische Bedarf stehen".

Deshalb ist die Debatte, ab wann eine Aufkaufregelung in als rechnerisch überversorgt geltenden Regionen greifen soll, mehr als verwunderlich. Gleichgültig, ob sich die Politik auf 110, 180 oder 200 Prozent als Messlatte entscheidet.

Sie blendet das reale Versorgungsgeschehen aus. Das zu überblicken delegiert der Gesetzgeber daher an die Zulassungsausschüsse. Diesen Gremien gesteht er weite Spielräume zu, auch in als überversorgt geltenden Regionen Arztsitze zuzulassen.

Wichtiger als der aktuelle Streit ist die Renovierung der Bedarfsplanung. Die neue Planung hat dummerweise 3200 Arztsitze gekostet, anstatt neue zu schaffen, was ursprünglich angenommen worden war.

Darunter sind auch 1400 der dringend benötigten Hausarztsitze - auch außerhalb von Ballungsräumen. Neue, an der Morbidität und Sozialstruktur orientierte Zuschnitte müssen her.

Und: Zumindest in manchen Regionen wird die Planung die Sektorengrenze überschreiten müssen.

Lesen Sie dazu auch: KBV-Kampagne: Unterstützung von Ärzteverbänden

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 11.02.201512:41 Uhr

Was Helgoland und die Nordsee mit dem medizinischen Versorgungsbedarf zu tun haben?

Wie verkorkst die Bedarfsplanungs-Systematik ist und wie verschroben in den unterschiedlichsten Regionen die Planung von starren Sektorengrenzen unter den einzelnen KVen gehandhabt wird, könnte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) schon an ihrem Dienstsitz Berlin von ihrer örtlichen KV-Berlin lernen.

Berlin als Stadtstaat mit 3,517 Mio. Einwohner ist ein e i n z i g e r Planungsbezirk mit geradezu mythischer Überversorgung in Klinik und Praxis: Weder im Osten noch im Westen, im Norden noch im Süden, gleichgültig ob Zentrum oder Peripherie, sozialer Brennpunkt, Villenviertel, Migrations-, Ballungs-, Wald-, Wiesen-, Seen- oder Siedlungsgebiet - A l l e s wird in einen Topf geworfen, um undifferenziert fiktive Versorgungsgrade von Haus-, Fach- und Spezialärzten/innen im arithmetischen Mittel zu präsentieren.

Selbst alle Berliner Wasserstraßen einschließlich Müggelsee, Tegeler See und Wannsee mit über 20 Quadratkilometern Fläche fließen in die angeblich so "reale" Abbildung des Versorgungsgeschehens ein und werden nicht herausgerechnet. Zulassungsausschüsse haben viel zu wenig Spielräume, eine Renovierung dieser unrealistischen Bedarfsplanung zu implementieren.

So könnte man auch eine krasse vertragsärztliche U n t e r-Versorgung auf der Insel Helgoland postulieren, weil das übrige Gesamtgebiet der Deutschen Nordsee unversorgt bleibt.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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