Deutschland/Frankreich

Behandlung über Grenzen hinweg

Saarländer und Lothringer können bald unkompliziert stationär im Nachbarland behandelt werden.

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FORBACH/SAARBRÜCKEN. Ab Juli können französische Patienten aus dem nordlothringischen Département de la Moselle im Notfall direkt und ohne komplizierte Verfahren in Saarbrücken und Völklingen stationär behandelt werden.

Das gleiche gilt ab Herbst für saarländische Patienten in den nordlothringischen Krankenhäusern Forbach, Freyming-Merlebach und Sarreguemines ( Saargemünd).

Jahrelange Vorarbeit

Ein entsprechendes Abkommen („Mosar“) ist am vergangenen Dienstag nach jahrelangen Verhandlungen zwischen dem saarländischen Gesundheitsministerium und der Gesundheitsagentur der französischen Région Grand Est im lothringischen Forbach unterzeichnet worden.

Saarlands Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) bezeichnete das Abkommen als eine neue Etappe eines Gesundheitswesens ohne Grenze. Patienten aus der Grenzregion können künftig in der Einrichtung behandelt werden, die am besten dafür geeignet ist – unabhängig davon, auf welcher Seite der Grenze sie sich befindet.

Für Herzpatienten aus dem Kreis Forbach kann dies lebensrettend sein: Die großen französischen Krankenhäuser Metz und Straßburg sind 60 und 100 Kilometer entfernt.

Die saarländischen Herzzentren sind dagegen in wenigen Minuten erreichbar. In Saarbrücken und Völklingen sollen außer Herzpatienten auch Patienten mit neurochirurgischen Erkrankungen sowie Traumapatienten aus der Moselle behandelt werden.

Keine Angst vor der Sprache

Der Geschäftsführer und Ärztliche Direktor des Klinikums Saarbrücken, Dr. Christian Braun, erklärte, dass die betroffenen Patienten für die ganze Zeit der Akutphase behandelt werden können. Egal wie lange diese dauert. Da die Klinik viele Mitarbeiter habe, die Französisch können, habe er keine Angst vor Sprachschwierigkeiten.

Ab Herbst werden deutsche Patienten aus dem Regionalverband Saarbrücken sowie aus den saarpfälzischen Gemeinden Gersheim und Mandelbachtal Zugang zu den Abteilungen für Nuklearmedizin, Neonatologie sowie Rehabilitation der drei teilnehmenden französischen Krankenhäuser haben. Heute werden Patienten in Deutschland und Frankreich nach Aussagen von Ärzten und Gesundheitsbehörden qualitativ auf dem gleichen Niveau behandelt.

Große Unterschiede bei der Finanzierung der Leistungen sowie bei den Abrechnungen erschweren aber bislang immer noch die Kooperation. Fünf Jahre hat es gedauert, ein praxisnahes, einfach umzusetzendes Modell zu entwickeln.

Wir haben Pionierarbeit geleistet, sagten Gesundheitsministerin Monika Bachmann und der Generaldirektor der regionalen Gesundheitsagentur Christophe Lannelongue am Dienstag. Beide hoffen, dass das Modell bald auf andere Regionen ausgeweitet werden kann. Darüber hinaus fördere das Modell die deutsch-französiche Kooperation von Ärzten. Denn jetzt würden Ärzte aus beiden Ländern sich um dieselben Patienten kümmern und so lernen, besser zusammenzuarbeiten.

Derzeit sind grenzüberschreitende stationäre Behandlungen in der EU zwar möglich, jedoch erst nach Sondergenehmigungen der Krankenkassen. Notfälle sind dadurch praktisch ausgeschlossen.

Trotzdem gilt seit 2005 zwischen dem Saarland und dem Département de la Moselle eine Vereinbarung, die den grenzüberschreitenden Einsatz von Rettungsdiensten erlaubt. Diese schließt eine stationäre Behandlung im Nachbarland allerdings nicht ein. (DDB)

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