Großbritannien

Britische Ärzte kritisieren Corona-Schlingerkurs

Trotz steigender Infektionszahlen kündigt die britische Regierung Lockerungen an – Ärzte sind besorgt.

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London. Großbritanniens COVID 19-Strategie gerät zunehmend in die Kritik der britischen Ärzteschaft, der Wissenschaft und anderer Gesundheitsberufe. Aktueller Anlass für die Kritik ist die Ankündigung der Londoner Regierung, vom 4. Juli an die Pubs im Königreich wieder zu öffnen und die Abstandsregeln weiter zu lockern.

Der britische Ärztebund (British Medical Association, BMA), der die beruflichen Interessen von mehr als 75.000 Ärztinnen und Ärzten im Königreich vertritt, monierte jüngst mehrfach den „gesundheitspolitischen Schlingerkurs“ der Regierung Johnson. Dieser gefährde nicht zuletzt die Gesundheit der Ärztinnen und Ärzte im staatlichen britischen Gesundheitswesen (National Health Service, NHS).

Kliniken und Praxen fehlt Schutzmaterial

Hunderte von ihnen und anderes Gesundheitspersonal sind seit Beginn der Pandemie im Königreich an COVID-19 gestorben. Oftmals fehlt in den Kliniken und in den Praxen auch schützendes Arbeitsmaterial.

Kurios: Während vom 4. Juli an zum Beispiel die Pubs in England wieder öffnen dürfen, vorausgesetzt bestimmte Abstands- und Hygieneregeln werden von Gästen und Personal eingehalten, bleiben Fitnessstudios und Schwimmbäder auch weiterhin geschlossen. Der vorgeschriebene Mindestabstand wurde von zwei Metern auf die neue Regel „ein Meter plus“ geändert. Auch dies sorgt für Unmut, denn mit dem Zusatz „plus“ ist nicht etwa mehr Abstand gemeint, sondern es reicht schon aus, wenn der Pub oder das Restaurant „eine Möglichkeit zum Händewaschen“ bereit stellt.

Gesundheitsminister Hancock verteidigt Regierungskurs

Der Lockdown des öffentlichen Lebens dauerte in Großbritannien deutlich länger als etwa in Deutschland. Zugleich sind die Infektionszahlen deutlich höher als in vielen anderen vergleichbaren Ländern. Kritiker sagen, dies sei eine direkte Folge der teils „widersprüchlichen“ und „inkonsequenten“ Politik der Londoner Regierung. Zwar betont Gesundheitsminister Matt Hancock immer wieder, die Politik der Regierung „basiert auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“. Doch Epidemiologen widersprechen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die mehrfach angekündigte COVID 19-App, mit der Infektionsketten besser verfolgt und unterbrochen werden sollen, weiterhin nicht funktioniert. Vermutlich wird die App erst im September zur Verfügung stehen. (ast)

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