Unikliniken

Bundesregierung startet Forschungsbündnis zu Corona

Im Kampf gegen SARS-CoV-2 sollen sich Deutschlands Uniklinika stärker vernetzen und Wissen austauschen. Ärzte und Forscher arbeiteten in den Häusern eng zusammen. Das sei ein großer Vorteil, heißt es.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Erklärten am Donnerstag Sinn und Zweck des Nationalen Forschungsbündnisses: Professor Christian Drosten, Direktor, Institut für Virologie, Charite - Universitätsmedizin Berlin (r.), Anja Karliczek (CDU, M.), Bundesministerin für Bildung und Forschung und Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender, Charite.

Erklärten am Donnerstag Sinn und Zweck des Nationalen Forschungsbündnisses: Professor Christian Drosten, Direktor, Institut für Virologie, Charite - Universitätsmedizin Berlin (r.), Anja Karliczek (CDU, M.), Bundesministerin für Bildung und Forschung und Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender, Charite.

© picture alliance/dpa

Berlin. Die Bundesregierung hat ein nationales Netzwerk zur Erforschung des Coronavirus ins Leben gerufen. Das Forschungsbündnis soll von den Universitätskliniken getragen werden. Die Koordination übernimmt die Berliner Charité.

Die Unikliniken sollten sich im Netzwerk zusammenschließen und dort ihr Wissen über Diagnose- und Behandlungsverfahren sowie Krankheitsdaten im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 zusammentragen, sagte Forschungsministerium Anja Karliczek (CDU) am Donnerstag in Berlin.

Ministerium stellt 150 Millionen Euro bereit

Für den Aufbau stellt das Forschungsministerium insgesamt 150 Millionen Euro bereit, verteilt auf dieses und das kommende Jahr. „Das Ziel ist, dass wir voneinander und miteinander lernen“, sagte Karliczek. Die strukturierte Zusammenarbeit von Krankenversorgung und medizinischer Forschung sei im Kampf gegen das Coronavirus von enormer Bedeutung. Die Unikliniken stünden für diese Art der Zusammenarbeit. „Wir haben exzellente Expertise, und warum sollen wir sie nicht noch besser nutzen als bisher schon.“

Perspektivisch gehe es darum, an allen Unikliniken Daten der Corona-Erkrankten systematisch zu erfassen und zusammenzuführen, sagte Karliczek. Die Epidemie stelle Deutschland vor die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Hauptlast trügen Ärzte und Pflegekräfte. Die Coronakrise stelle die Menschen vor eine „echte Belastungsprobe“. Sie sei aber stolz, wie diszipliniert die Menschen mit den auferlegten Einschränkungen im Alltag umgingen.

Hoffnung auf neue Therapien und Impfstoffe

Es gebe in den Unikliniken einen hohen Bedarf, sich über das aktuelle Infektionsgeschehen auszutauschen, betonte der Vorstandsvorsitzende der Berliner Charité, Professor Heyo Kroemer. Er sei daher zuversichtlich, dass sich viele Häuser am Netzwerk beteiligten. Das Bündnis solle aber auch außeruniversitären Einrichtungen offenstehen. Es bestehe dann die Chance, „das etwas diversifizierte deutsche Forschungssystem hinter einer Fragestellung zu vereinen“. In Deutschland gibt es derzeit rund 35 Uniklinika.

Der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Professor Christian Drosten, sagte, er erhoffe sich durch das Corona-Netzwerk neue Erkenntnisse zur Behandlung erkrankter Patienten und zur Entwicklung von Impfstoffen. Die an den Unikliniken ausgeprägten „kollegialen Netzwerke zwischen Praxis und Wissenschaft“ seien hierbei sehr förderlich. Die in der Krankenversorgung tätigen Ärzte tauschten sich unmittelbar mit den Forschern aus. „Bei uns klingeln die Telefone von der Station.“

„Wir müssen Zeit gewinnen“

Ein Virologe in einem Krankenhaus sei näher am praktischen Geschehen als ein Kollege, der in einer Forschungseinrichtung arbeite. „Wir haben derzeit eine Situation, in der wir einen unheimlichen Pragmatismus brauchen“, betonte Drosten.

In Deutschland gebe es bislang deshalb so wenig Todesfälle infolge von SARS-CoV-2, „weil wir extrem viel Labordiagnostik machen“, sagte Drosten. Bundesweit würden aktuell pro Woche mehr als eine halbe Million Tests auf das neue Coronavirus durchgeführt. Charité-Chef Kroemer betonte, Deutschland habe zudem früh mit den Testungen begonnen. Dadurch habe man einen besseren Überblick des Infektionsgeschehens gehabt.

Die wirksame Impfung gegen Corona sei weiter „das eigentliche Ziel“ der Bemühungen, sagte Drosten. Aber es handele es sich auch um ein schwer zu erreichendes Ziel. Deshalb gelte nun: „Wir müssen Zeit gewinnen.“

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesetzgebungsvorhaben des BMG

Was das Gesundheitsministerium plant – und was es liegenlässt

Körperliche Aktivität

Gegen chronische Kreuzschmerzen hilft Gehen – und zwar täglich

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Bei der Frage, ob und wann die Nieren gespült werden sollten, herrscht Uneinigkeit.

© Hifzhan Graphics / stock.adobe.com

Akutes Nierenversagen

Fragwürdige Nierentherapien: Nicht unnötig spülen!

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung