Coronavirus-Pandemie
Bundesweit schärferer Lockdown nötig?
Die Länder wollen strenger gegen Corona vorgehen. Die Bundesregierung hält das für notwendig. Die SPD ruft das Ziel aus, das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen.
Veröffentlicht:Berlin. Die aktuellen Entwicklungen der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 sorgen für Unruhe im Kanzleramt. Die „bestürzend hohe Zahl an Toten“ mache es notwendig, dass einzelne Länder vorpreschten und strengere Corona-Beschränkungen aufriefen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Die Entwicklungen seien „weit entfernt von einer Trendwende“.
Die Verschärfungen – wie zum Beispiel in Bayern geplant – seien noch von den Bund-Länder-Beschlüssen vom 28. Oktober gedeckt, sagte Seibert. Das nächste Treffen sei für den 4. Januar angesetzt. Aber auch aktuell würden alle Anregungen aus Politik und Wissenschaft für einen bundesweit schärferen Lockdown beraten.
Dass es bereits vorher zu einer weiteren Krisenkonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Spitzen der Länder komme, wollte Seibert nicht bestätigen. „Wenn die Hütte brennt, werden wir uns treffen“, hatte Merkel nach der letzten Videoschalte vor knapp zwei Wochen angekündigt.
Infektionsgeschehen
So hoch ist die Corona-Inzidenz in den einzelnen Städten und Landkreisen
SPD fordert mehr Anstrengungen
Die SPD hat zu weiteren Anstrengungen im Kampf gegen das Coronavirus aufgerufen. Zusätzliche Schutzmöglichkeiten wie etwa der Wechselunterricht in Schulen würden bislang noch nicht flächendeckend ausgeschöpft, sagte die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken am Montag in Berlin. Bislang kämen striktere Maßnahmen in den Hotspots der Pandemie zum Einsatz. „Das ist auch richtig so. Wir werden sehen, was weitere Maßnahmen an dieser Stelle bringen.“
Mithilfe der zuletzt beschlossenen Kontaktbeschränkungen und dem bundesweiten Schließen von Gastronomie- und Kulturbetrieben sei es zwar gelungen, dass exponentielle Wachstum bei den Corona-Neuinfektionen zu bremsen, sagte Esken. Dennoch verharre die Zahl der Neuansteckungen weiter auf hohem Niveau. Seit einigen Tagen stiegen die Zahlen sogar wieder an.
Ziel müsse sein, das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen und die Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter wieder unter Kontrolle zu bekommen, betonte Esken.
Von dem dafür notwendigen Level von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen sei Deutschland aber „weit entfernt“. 380 von 400 Stadt- und Landkreisen lägen derzeit über diesem Wert, so Esken. (af, hom)