Einschnitte bei den Sozialkassen

CDU-Wirtschaftsrat für konkrete Leistungskürzungen bei den Krankenkassen

Der wirtschaftsliberale Flügel der CDU erhöht den Druck in der Koalition für harte Ausgabenbegrenzungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Der Wirtschaftsrat der CDU hat drei Kassenleistungen im Visier.

Veröffentlicht:
Der Wirtschaftsrat der CDU schlägt in einem Papier vor, einzelne Leistungen – zahnärztliche Versorgung, Kieferorthopädie, Fahrtkosten – nicht mehr solidarisch über die GKV zu versichern.

Der Wirtschaftsrat der CDU schlägt in einem Papier vor, einzelne Leistungen – zahnärztliche Versorgung, Kieferorthopädie, Fahrtkosten – nicht mehr solidarisch über die GKV zu versichern.

© Wolfgang Filser / mauritius images

Berlin. Die CDU macht in der Koalition weiter Druck für Einschnitte bei den sozialen Sicherungssystemen. Dieses Mal meldet sich der CDU-Wirtschaftsrat zu Wort, einflussreiche Vorfeldorganisation und marktliberale Stimme der Partei.

In der „10-Punkte-Agenda für einen starken Wirtschafts- und Investitionsstandort Deutschland“ wird ein düsteres Bild der wirtschaftlichen Lage in Deutschland gezeichnet. Der Sozialstaat wird als „tickende Zeitbombe“ beschrieben, der die Leistungsanreize schmälere und „schon bald nicht mehr zu finanzieren“ sei.

Als Vorbild für den alternativ einzuschlagenden Kurs wird an die „Agenda 2010“ unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erinnert: „Der aufgeblähte Sozialstaat wurde zurechtgestutzt und Leistung sowie Eigenverantwortung galten wieder etwas“, heißt es in dem CDU-Papier. Mit Blick auf die Sozialabgaben wird ein „Kurswechsel“ gefordert – „hin zu mehr Eigenverantwortung“.

Lesen sie auch

Für die Gesetzliche Krankenversicherung nennt der Wirtschaftsrat drei Leistungen, die nicht länger solidarisch im Umlageverfahren finanziert werden sollten, nämlich zahnärztliche Leistungen, Kieferorthopädie oder Fahrtkosten zu Arztterminen. Diese, so die Begründung, ließen sich „gut privat absichern oder selbst tragen“. Zusätzlich solle das „Prinzip der Eigenverantwortung“ durch Selbstbeteiligungen „gestärkt“ werden – Details werden in dem Papier nicht ausgeführt.

Die Ausgaben für Fahrtkosten belaufen sich in der GKV im ersten Halbjahr 2025 auf knapp 5,2 Milliarden Euro und sind um etwa zehn Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 gestiegen. Für die zahnärztliche Behandlung – ohne Zahnersatz – haben die gesetzlichen Kassen im ersten Halbjahr 2025 7,4 Milliarden Euro aufgewendet, hier beträgt der Ausgabenanstieg 4,5 Prozent.

Weiterhin sollte nach Ansicht des Wirtschaftsrats der Weg von und zur Arbeit nicht mehr von der Unfallversicherung abgedeckt werden. Bei der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) halten die Autoren eine „Rückkehr zum Teilkaskoprinzip“ für geboten, so dass private Zusatzversicherungen stärker einbezogen werden sollten. Freilich ist die SPV bei ihrer Gründung nie als „Vollkaskoversicherung“ angelegt worden.

Das Papier reiht sich ein in Wortmeldungen aus der CDU, die als Testballons für die Zumutbarkeit von Leistungseinschnitten gewertet werden können – sei es der Vorschlag eines „Basistarifs“ für GKV-Versicherte oder der für „kluge Selbstbeteiligungen“ mit dem Ziel, die Zahl der Arztbesuche zu reduzieren. (fst)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
TI-Messenger Symbol

© Ruslan / stock.adobe.com

Digitalisierung

Arzt-Patienten-Kommunikation jetzt über die ePA möglich

Eine Frau lässt sich in einem Kosmetikstudio permanent Eyeliner auftragen.

© Maxim / stock.adobe.com

Riskante Kosmetik

Wenn das Permanent-Make-up ins Auge geht

Mit der Verordnung einer DiGA ist es in der Regel nicht getan. Soll die Therapie sinnvoll unterstützt werden, braucht es eine Verlaufskontrolle durch Ärztin oder Arzt.

© kossovskiy / stock.adobe.com

Abrechnung

Bei diesen zehn DiGA wird die Verlaufskontrolle extra honoriert