Quarantänegebot

DGPPN: Psychiatrische Kliniken dienen nicht der Disziplinierung

Eine medizinische Fachgesellschaft fordert die Länder auf, Quarantäneverweigerer mit Augenmaß zu behandeln und Psychiatrische Kliniken nicht als „Erziehungsanstalt“ zu nutzen.

Veröffentlicht:
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte Pläne seiner Gesundheitsbehörden gekippt, Menschen in Kliniken unterzubringen, die sich den Quarantäneanordnungen der Behörden widersetzen.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte Pläne seiner Gesundheitsbehörden gekippt, Menschen in Kliniken unterzubringen, die sich den Quarantäneanordnungen der Behörden widersetzen.

© Robert Michael / dpa

Berlin. Psychiatrische Kliniken dürfen nicht als „Erziehungsanstalten“ für Corona-Quarantäneverweigerer missbraucht werden. Darauf hat am Mittwoch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) verwiesen. Vorgänge in Sachsen erinnerten an Zeiten undemokratischer Herrschaft in Deutschland.

Tatsächlich erlaubt es das Infektionsschutzgesetz (Paragraf 30), „Krankheitsverdächtige“ in einem „geeigneten Krankenhaus“ zu isolieren. Die medizinische Fachgesellschaft forderte am Mittwoch die Landesregierungen auf, die Verhältnismäßigkeit im Blick zu behalten. Zumindest offiziell seien aber keine weiteren Ansinnen der Länder in diese Richtung bekannt, sagte eine Sprecherin der DGPPN am Mittwoch der „Ärzte Zeitung“.

Seit Karfreitag müssen alle, die von einer mehrtägigen Auslandsreise nach Deutschland zurückkehren, verpflichtend für zwei Wochen zu Hause bleiben. Offenbar folgen nicht alle dieser Vorgabe.

Kretschmer stoppte Planspiele

Zuvor hatte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) Pläne seiner Gesundheitsbehörden gekippt, in vier Kliniken Menschen unterzubringen, die sich den Quarantäneanordnungen der Behörden widersetzen. Dafür sollen in den Einrichtungen in Altscherbitz, Arnsdorf, Großschweidnitz und Rodewisch bereits 22 Zimmer vorbereitet worden sein.

„Menschen, die, ohne psychisch erkrankt zu sein, aus freiem Willen heraus gegen Quarantäneanordnungen verstoßen und damit bewusst oder unbewusst die Gefährdung ihrer Mitmenschen in Kauf nehmen, dürfen nicht aus Zwecken der Disziplinierung in psychiatrischen Kliniken untergebracht werden“, stellt die DGPPN dazu fest. Die Kliniken seien keine Orte, um das Fehlverhalten gesunder Menschen zu ahnden. Sie dienten vielmehr der Regelversorgung und seien finanziert, um psychisch erkrankte Menschen zu versorgen. (af)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Dr. Rainer Michael Stiebing 16.04.202007:49 Uhr

Initiis obsta - "Nicht folgsame Untertanen" in die Psychiatrie?? (womöglich mit Psychopharmaka zu therapieren). Gab's das nicht schon mal in der DDR? Vordenker solcher hirnrissigen Ideen sollten sozial verachtet werden.

Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!