„Instrument der Überregulierung“

DKG kritisiert Veröffentlichung zum Pflegepersonaleinsatz

Das InEK hat eine vergleichende Übersicht zum Pflegepersonaleinsatz in Kliniken veröffentlicht. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hält diese nicht nur wegen pandemiebedingter Besonderheiten für wenig aussagekräftig.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Wie ist der Personalquotient pro Klinik? Darüber gibt eine jetzt vom InEK veröffentlichte Liste Auskunft.

Wie ist der Personalquotient pro Klinik? Darüber gibt eine jetzt vom InEK veröffentlichte Liste Auskunft.

© Ole Spata/dpa

Berlin. Als „Scheintransparenz ohne Aussagekraft“ hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) die Veröffentlichung des Pflegepersonalquotienten durch das InEK (Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus) bezeichnet.

„Neben den grundsätzlichen Kritikpunkten an dem Verfahren nehmen die Corona-Besonderheiten dem Pflegepersonalquotienten jede Aussagekraft“, kommentierte DKG-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerald Gaß die Veröffentlichung. Die Verzerrungen aufgrund von Fallreduzierungen und Behandlungen von COVID-Patienten seien immens. Das lasse sich auch durch statistische Verfahren nicht bereinigen, so Gaß. Die DKG hatte sich beim Bundesgesundheitsministerium gegen eine Veröffentlichung ausgesprochen.

Pflegelast wird umgerechnet

Der Pflegepersonalquotient soll das Verhältnis der Anzahl der Vollzeitkräfte in der Pflege zum Pflegeaufwand für jeden Standort eines Krankenhauses berechnen. Der Pflegeaufwand wird mithilfe eines sogenannten Pflegelastkataloges ermittelt. Dieser Katalog wird vom InEK anhand der in die Fallkosten einkalkulierten Pflegepersonalkosten erstellt. Dieses Berechnungsverfahren kritisiert die DKG als völlig intransparent. „Leider gibt es nach wie vor kein Korrektur- oder Widerspruchsverfahren“, bemängelte Gaß.

Laut InEK setzt der Pflegepersonalquotient die Pflegelast eines Klinikstandortes ins Verhältnis zur Anzahl der Pflegekräfte. Die „Einheit“ des Quotienten ist die Pflegelast-Bewertungsrelation je Pflegekraft. Eine Bewertungsrelation von 1,0 soll also die durchschnittliche Pflegelast eines Klinikpatienten in Deutschland widerspiegeln.

Ein Pflegepersonalquotient von 80 bedeutet demnach, dass an einem Klinikstandort eine Pflegekraft 80 Patienten mit durchschnittlicher Pflegelast versorgt. In der Realität können es je nach Pflegelast entsprechend mehr oder weniger Patienten gewesen sein.

Erhebliche Bandbreite

Auf Grundlage der von den Krankenhäusern gemeldeten Daten hat das InEK nun eine vergleichende Zusammenstellung veröffentlicht. Das Institut weist selbst darauf hin, dass die Aussagekraft der Zahlen wegen pandemiebedingter Fallzahlrückgänge nur bedingt aussagekräftig ist. Ein Blick auf die Zahlen lässt aber ahnen, warum die DKG mit der Erhebung nicht glücklich ist, denn sie variieren in erheblichem Maße.

So liegt die Spannbreite zwischen einem Quotienten von 3,46 bei der Phlebologisch-Chirurgischen Klinik Dr. Schnek in Göppingen und 241,77 in der Fachklinik Schloß Friedensburg GmbHKlinik im thüringischen Leutenberg. Viele Unikliniken liegen zwischen 60 und 67.

„Ursache für falsche Interpretationen

„Die Veröffentlichung schafft keine Transparenz, vielmehr verzerrt sie und verursacht falsche Interpretationen“, wendete DKG-Chef Gaß entsprechend ein. Der Pflegepersonalquotient sei genau wie die Pflegepersonaluntergrenzen ein Instrument einer nicht mehr nachvollziehbaren Überreglementierung und Bürokratisierung des Personaleinsatzes im Krankenhaus.

Es sei eine Falschbehauptung, dass der Quotient das Verhältnis von Pflegebedarf und Personalbesetzung abbilde und damit eine Vergleichbarkeit über die Pflegepersonalausstattung in den Krankenhäusern biete. Das werde vielfach einfach übernommen und als Wahrheit verbreitet, kritisiert auch die Vorsitzende des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, Bernadette Klapper.

Gaß und Klapper werben für den Einsatz des Pflegepersonalbedarfsbemessungsinstruments PPR 2.0, das die Deutsche Krankenhausgesellschaft gemeinsam mit Verdi und Deutschem Pflegerat entwickelt hat.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an