"Das Angebot auszuschlagen, wäre das falsche Signal"

Deutschlands Kliniken steht bis 2011 ein Förderprogramm über 17 000 neue Pflegestellen zur Verfügung. Sie sollten es zügig nutzen, raten Experten.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

BERLIN. Rückblende: Um den Pflegenotstand in Krankenhäusern zu stoppen, einigten sich Kassen und Kliniken im April 2009 auf ein Förderprogramm über 17 000 neue Pflegestellen. 700 Millionen Euro stellen die Kassen bis 2011 zur Verfügung - zehn Prozent der anfallenden Kosten müssen die Kliniken selbst tragen.

Was sich zunächst nach Peanuts anhört, könnte sich bei genauer Betrachtung für das einzelne Krankenhaus durchaus lohnen: So erhält eine Klinik über das Programm einen Aufschlag aufs Budget in Höhe von 0,48 Prozent seines Jahreserlöses. Bei einem Umsatz von 100 Millionen Euro wären das 480 000 Euro, womit sich neun bis zehn zusätzliche Pflegekräfte finanzieren ließen.

Peter Bechtel, Pflegedirektor am Herzzentrum in Bad Krozingen und Vorsitzender des Verbands leitender Pflegepersonen (BALK), rät den Kliniken daher, den Fördertopf möglichst zügig auszuschöpfen. "Natürlich hätte sich der eine oder andere mehr gewünscht. Aber was ist die Alternative?", fragt Bechtel. Das Angebot der Regierung auszuschlagen, wäre jedenfalls das "völlig falsche Signal an die Politik", sagt er. Dort könnte nämlich schnell der Eindruck entstehen, die Personalnot der Krankenhäuser sei gar nicht so groß wie von diesen immer behauptet wird. "Das wäre fatal - auf vielen Stationen brennt wirklich die Luft", so Bechtel.

Allein in den vergangenen zehn Jahren seien über 50 000 Pflegestellen in den Kliniken gestrichen worden. Mit dem Förderprogramm bestehe die Chance, die Personalsituation zumindest ein wenig zu verbessern. "Daher werden wir zusätzliche Stellen natürlich mitnehmen."

Ob das in allen Chefetagen der bundesweit rund 2100 Krankenhäuser so gesehen wird, kann die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) derweil nicht genau sagen. Die Gespräche über das Jobprogramm liefen "gut an", erklärt ein Sprecher lediglich. Genaueres lasse sich derzeit jedoch nicht sagen - nur so viel: "Bedarf an mehr Personal ist da."

"Da viele Kliniken personell supereng besetzt sind, ist davon auszugehen, dass das Förderprogramm abgerufen wird", betont eine Sprecherin der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW). Die Häuser sollten schnell aktiv werden, rät auch sie. Denn 2010 könnten die Mittel noch rückwirkend abgerufen werden. "Der Aufschlag erhöht sich auf 0,96 Prozent." 2011 sei das nicht der Fall. Dann bleibe es bei 0,96 Prozent.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Kommunikationsexperte Sven Blumenrath

© Michaela Schneider

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Geimpft mit Varilrix: Wie nun gegen Herpes zoster impfen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Geimpft mit Varilrix: Wie nun gegen Herpes zoster impfen?