Kommentar zu Versorgung von Migranten

Der Staat sortiert Menschen

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Das Gesundheitssystem in Deutschland hat einen blinden Fleck: die Versorgung ausländischer Mitbürger, von Flüchtlingen und Asylbewerbern.

Noch tappt die Versorgungsforschung an dieser Stelle weitgehend im Dunkeln.

Allerdings müsste eigentlich klar sein, dass erwachsene Menschen und Kinder, die in Containern oder überfüllten, unhygienischen Unterkünften ohne Perspektiven leben müssen, an Leib und Seele erkranken.

Hier muss ein reiches Land wie Deutschland aktiv werden.

Eine Möglichkeit wäre es, für diese Bevölkerungsgruppe den Zugang zum Gesundheitssystem zu erleichtern. Dass sich krank fühlende Menschen zunächst einer Behörde erklären müssen, bevor sie zum Arzt gehen können, ist entwürdigend.

Hier sortiert der Staat Menschen. Das sollte er nicht tun dürfen.

Hamburg und Bremen machen vor, dass es auch anders geht.

Die dort ausgegebenen Gesundheitskarten, die ganz unbürokratisch ärztliche Behandlung zu Lasten gesetzlicher Krankenkassen ermöglichen, machen die Gesundheitsversorgung der dort untergekommenen Flüchtlinge und Asylbewerber sogar billiger als im großen Rest, der noch an staatlicher Verwaltung der Flüchtlingsbefindlichkeiten festhält.

Das vom Ministerium geplante Bundesgesetz dazu ist überfällig.

Lesen Sie dazu auch: Gesundheitsversorgung: Migranten rücken stärker in den Fokus

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 09.01.201518:56 Uhr

Nachtrag, ich erlebe hier 2014 auch in einer Fussballhochstadt den vollendeten Versuch

eine verbreitete Volkssitte (St.Martinszug mit Kindern, die Fackel tragen) zu entchritianisieren, kein Witz!
Da fragt man sich schon, wer sich wem anpassen soll. Dann will ich auch meine Frau wieder schlagen dürfen wie im Mittelalter. Das beschämende Theater mit dem neuen Gesetz zur Legalisierung von sexueller Verstümmelung 2012 hab ich noch nicht verdaut, Schande über Deutschland, auch wenn einige Ärzte gut davon leben.

Dr. Wolfgang P. Bayerl 09.01.201518:41 Uhr

hochgeschätzer Kollege @Schätzler, die Frage nach den Millionen hatten Sie wohl überlesen!

Ich komme auch aus dem Ruhrgebiet bin mir mit Ihnen einig über die gute Integration der vielen Türken der größten Stadt Deutschlands cum grano salis, wie immer.
Ich frage mich allerdings, warum es immer so einen Krawall durch Ausländer in den Kleinstädten Hamburg und Berlin geben muss. Wir wollen uns doch nicht bitte in Richtung USA weiterentwickeln.
Paris zu erwähnen, wäre jetzt etwas unfair.
Aber manchmal kommt mir der verrückte Gedanke, die sind von den USA geschickt, weil die Europäer einfach zu friedfertig sind.
Deshalb auch keine Diskriminierung von Minderheiten wie die friedliche PEGIDA mit ihren, zugegeben, sehr gefährlichen Weihnachtsliedern.

Dr. Thomas Georg Schätzler 08.01.201523:41 Uhr

@ Dr. Wolfgang P. Bayerl - wer lesen kann ist klar im Vorteil!

Von der AOK war bei der EBM-Kostenerstattung nach GOP 40120 "Portoauslagen 55 Cent", obwohl der Standardbrief ab 1.1.2015 Kosten von 62 Cent verursacht, nirgends die Rede. Nur über eine ziemlich verpeilte KBV musste ich mal wieder schreiben, weil kaum jemand sonst den Mut dazu hat.

Und bitteschön, "Immigranten" sind doch wohl diejenigen, die für Sie, Kollege Bayerl, für mich, für uns alle den Dreck wegmachen: Bei der Müllabfuhr, in den Spülküchen, im Reinigungsdienst, in der Wäscherei, die Hotelbetten wieder richten, Hilfsarbeiter, Bauhelfer, Handlanger, Zuarbeiter, Verkäufer/-innen, usw. usf. sind. Die den Niedriglohn-Bereich abdecken, wo Deutsch-National-Gesinnte eher Jobangebote ablehnen und "Stütze" kassieren, als sich die Finger schmutzig zu machen.

Kommen Sie mir bloß nicht mit dem Märchen; PEGIDA-Anhänger hätten sich auf ihren menschen-verachtenden Demos im lyrischen Weihnachtslieder-Singen ergangen: Das war in Ton- und Bild-Berichterstattung dumpfes Gegröle, ohne Sinn und Verstand, weil es ja eigentlich um die Asyl-suchende Jesus-Familie ging, die keiner beherbergen wollte.

Da hör'' ich mir doch tausendmal lieber die kreativen Fan-Gesänge in der Schwarz-Gelben Dortmunder Stadionwand von Borussia 09 Anhängern an: Denn dort singen Alle gemeinsam - die Alis und Achmeds, Dimitris und Dieters, Günces und Giselas, Viktors und "von und zu''s", Polskis und Petras, Arbeiter und Angestellte, Vorstände und Vorarbeiter, ALG I- und II-Empfänger. Und nehmen zur Not selbst Schalke 04-Fans in ihre Mitte.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Wolfgang P. Bayerl 07.01.201519:50 Uhr

Lieber Herr Schätzler, bei der AOK hatten Sie doch gerade das fehlende Portogeld vorgerechnet

An wieviel Millionen Immigranten pro Jahr hatten Sie denn so gedacht?
Unsere Frau Merkel hat uns ja in der Neujahrsrede vorgerechnet, dass die Zahl weitersteigen wird:
"noch nie so viele seit dem Ende des WKII".
Sie hat nur vergessen, dass wir selbst mit der NATO da kräftig mithelfen.
Auch unser Bundespräsident hat uns ja schon mehrfach gerügt, dass wir nicht "militärisch genug" eingestellt sind.
Auch Russland sollten wir helfen, dorthin sind schon ca. 400.000 echte (russisch-sprechende) Ukrainer geflüchtet. Die brauchen doch auch humanitäre Hilfe.
Und bitte beachten:
Weihnachtslieder werden gesungen, nicht gegrölt, jedenfalls deutsche.

mfG

Dr. Thomas Georg Schätzler 07.01.201516:36 Uhr

Danke für diesen Kommentar!

Statt auf PEGIDA-Aufmärschen fremdenfeindlich und ausgrenzungs-"fröhlich" motiviert Weihnachtslieder zu grölen oder nationalistisch gesinnt Deutschland-Fahnen zu schwenken, sollten wir in einer verfassten Demokratie daran denken, dass unsere unveräußerlichen Grundrechte für Menschen aller Rassen und Klassen, u n abhängig von Glauben, religiöser Überzeugung, Herkunft, Geschlecht, Wohlstand oder Armut gelten.

D a r a u s und aus dem freien Zugang zu Gesundheits- und Krankheitsversorgung bzw. minimaler Existenzsicherung leitet sich der Anspruch auf Zugang zum Gesundheitssystem der Bundesrepublik Deutschland ab: Dies gilt für a l l e Männer, Frauen und Kindern in Deutschland, u n a b h ä n g i g ob PEGIDA-Anhänger, mit oder ohne Migrationshintergrund oder Asylbewerber.

Indem wir dies vernachlässigen, Schwellenängste bei akuten und chronischen Krankheiten wecken, uns bürokratisch abschotten und medizinische Hilfe zunächst verweigern, e r h ö h e n wir kontraproduktiv die Folgekosten und sortieren ganze Bevölkerungsgruppen vom Zugang zu unserem Gesundheitssystem aus. Das entwürdigt die Anderen und macht uns selbst unglaubwürdig.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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