Depressionen

Diabetes macht krank

Diabetes, nur eine innere Erkrankung? Nein, sagen Experten und verweisen auf die Psyche: Jeder zehnte Diabetiker ist depressiv. Doch das Problem: Hilfe erhalten sie nur selten.

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Ist er Diabetiker? Dann sollte der Arzt auch auf die Psyche achten.

Ist er Diabetiker? Dann sollte der Arzt auch auf die Psyche achten.

© olly / Fotolia

BERLIN. Diabetes belastet häufig die Psyche - darauf hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hingewiesen.

Etwa zehn Prozent der Diabetespatienten leiden den Angaben der Gesellschaft zufolge an einer Depression, jeder dritte Patient weist eine erhöhte Depressivität auf - das ist etwa doppelt so häufig wie in der Gesamtbevölkerung.

Insgesamt gibt es laut Gesundheitsexperten mindestens sechs Millionen diagnostizierte Diabetiker in Deutschland.

"Die psychischen Störungen haben bei Menschen mit Diabetes oft unmittelbare negative Auswirkungen auf die Therapie", sagte Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes am Dienstag in Berlin.

Mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen. Bleibe eine psychische Erkrankung unerkannt und unbehandelt erhöhe sich das Risiko für Folgeerkrankungen, betonte DDG-Präsident Erhard Siegel. Zudem werde die Lebenserwartung der Patienten verkürzt.

Darüber hinaus komme es zu einer Art Teufelskreis, ergänzte Johannes Kruse, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und ärztliche Psychotherapie: "Einerseits erhöht die Depression das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, andererseits gehen die Belastungen der körperlichen Erkrankung einher mit der Entwicklung von depressiven Symptomen."

Weiteres Problem: Demenz

Die neue S2-Leitlinie "Psychosoziales und Diabetes" soll die Versorgung der Betroffenen verbessern. Nach Angaben der DDG handelt es sich um die weltweit erste Leitlinie dieses Fachgebietes.

Trotz wirksamer Hilfsangebote und Therapien erreiche die Diabetespatienten mit psychischen Erkrankungen nur selten professionelle Hilfe durch Psychologen, Psychotherapeuten oder Psychiater, warnte Siegel.

"Die psychosoziale Versorgung von Menschen mit Diabetes ist leider noch immer unzureichend", ergänzte Kulzer. Bei der Therapie von Diabetes stünden immer noch die Blutzuckerwerte und somatische Behandlungsziele im Vordergrund.

Nur bei jedem dritten Patienten werde nach der psychischen Belastung im Zusammenhang mit Diabetes gefragt, kritisierte Kulzer. Eine frühzeitige psychotherapeutische Unterstützung sei jedoch wichtig, damit es nicht zu einer Chronifizierung der psychischen Erkrankungen käme.

Darüber hinaus erkranken Menschen mit Diabetes deutlich häufiger an einer Demenz. So sei etwa die Gefahr für eine gefäßbedingte Demenz bei Typ 2-Diabetikern bis zu viermal so hoch, eine Alzheimer-Demenz trete 1,5 bis zweimal so häufig auf, berichtete DDG.

Das hätten mehrere Studien belegt. Schwere Unterzuckerungen - etwa durch fehlerhafte Insulin-Gaben - führten dauerhaft offenbar zu weiteren Hirnschädigungen, die eine Demenz beschleunigten. (sun)

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