Debatte um Mindestmenge

Drese dringt auf Ausnahmeregelung für Extrem-Frühchen-Stationen

In Mecklenburg-Vorpommern wehrt sich Gesundheitsministerin Drese gegen höhere Mindestmengen für Perinatalzentren. Sie bestreitet, dass dies die Ergebnisqualität verbessern wird.

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Frühchen im Krankenhaus

Die Folgen einer Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses zu Mindestmengen in Perinatalzentren treiben die Landesgesundheitsminister um.

© Rubberball / Getty Images / iStock

Schwerin/Neubrandenburg. Mecklenburg-Vorpommern dringt gemeinsam mit anderen Bundesländern darauf, dass es für den Erhalt von Extrem-Frühchen-Stationen an Kliniken Ausnahmeregelungen geben muss.

Es bestehe die Sorge, dass Schließungen solcher Stationen wegen der Unterschreitung der geforderten Mindestfallzahl nicht durch die verbleibenden Zentren kompensiert werden könne. Eine Verschlechterung der Versorgung für solche Extrem-Frühgeborene mit weniger als 1.250 Gramm Geburtsgewicht könnte die Folge sein, erklärte Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) am Montag in Schwerin. Dies sei in einem von elf Bundesländern getragenen Schreiben an den für die Entscheidung zuständigen Gemeinsamen Bundesausschuss deutlich gemacht worden.

„Großer Erfolg für die Initiatoren der Petition“

Drese begrüßte den Beschluss des Bundestages aus der Vorwoche, die Petition zur Fortführung der Extrem-Frühchen-Station in Neubrandenburg an die Bundesregierung zu überweisen. „Das ist ein großer Erfolg für die Initiatoren der Petition“, sagte die Ministerin. Nach ihren Worten gibt es keinerlei Beleg dafür, dass durch die ab 2024 vorgesehene Erhöhung der Mindestfallzahl auf 25 eine Verbesserung der Ergebnisqualität erreicht würde.

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Für die Neubrandenburger Klinik gilt seit Beginn dieses Jahres ein Behandlungsverbot für Neugeborene mit weniger als 1250 Gramm Gewicht. Wegen der hohen Kosten solcher Stationen und der notwendigen Sicherung einer hohen Versorgungsqualität schreiben Krankenkassen und Verbände eine Mindestfallzahl vor.

Weil in Neubrandenburg aber die geforderte Fallzahl nicht erreicht wird, wurde die Einstufung als Perinatalzentrum Level 1 zurückgenommen. Gegen das damit verbundene Behandlungsverbot für Extrem-Frühchen gab es massive Proteste. Die Petition zur Fortführung der Spezialeinrichtung fand Unterstützung durch etwa 100.000 Menschen.

Bundesweit 31 Perinatalzentren betroffen

„Es liegt nun an uns als Politik, für dieses Problem eine Lösung zu finden. Wir sind das den Eltern und den Extrem-Frühchen im ländlichen Raum schuldig“, hatte der Greifswalder Bundestags-Abgeordnete Erik von Malottki (SPD) unmittelbar vor der Abstimmung gesagt. Nach seinen Worten droht bundesweit 31 Kliniken wegen zu geringer Fallzahlen ein ähnliches Schicksal.

Der Fortbestand solcher Spezialstationen ist aber nur eines der Probleme, mit denen das unter permanentem Kostendruck stehende Gesundheitssystem zu kämpfen hat. Immer mehr Kliniken schreiben rote Zahlen und sehen sich zu strukturellen Veränderungen gezwungen. Am Dienstag will Gesundheitsministerin Drese in Schwerin über den aktuellen Stand zur Krankenhausreform in Mecklenburg-Vorpommern informieren. (dpa)

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