Auch mit Blick auf Zoonosen

EU will Tiger vom Sofa verbannen

Exotische Tierarten will die Europäische Union nicht mehr als Haustiere sehen. Eine -Positivliste soll künftig Viecher nennen, die gehalten werden dürfen. Das soll auch dem Gesundheitsschutz dienen.

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Ein Tigerbaby im Garten von Siegfried und Roy in Las Vegas. Das wunderte vor Jahren niemanden. In Europa will die EU Handel und Haltung exotischer Tierarten nun aber verbieten.

Ein Tigerbaby im Garten von Siegfried und Roy in Las Vegas. Das wunderte vor Jahren niemanden. In Europa will die EU Handel und Haltung exotischer Tierarten nun aber verbieten.

© Marcel Thomas/ZUMAPRESS.com/picture alliance

Brüssel. Die Europäer halten 100 Millionen Haustiere, die nicht Hunde oder Katzen sind. Viele von diesen Tieren wurden in der Wildnis gefangen. Einige Mitgliedstaaten wollen nun den Kampf gegen Europas Tigerkönige aufnehmen und haben ein EU-weites Gesetz vorgeschlagen, durch das der Handel und die Haltung von bestimmten exotischen Tierarten verboten werden soll.

Am Dienstag berieten die EU-Agrarminister über eine Positiv-Liste, die vier Länder in einem gemeinsamen Papier fordern. 19 Mitgliedstaaten unterstützen die Initiative für einen EU-weiten neuen Rechtsrahmen, so auch Deutschland.

„Exotische Wildtiere gehören in der Regel in die Wildnis, nicht in die eigenen vier Wände“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) der Ärzte Zeitung. „Das ist für mich eine Frage des Arten- und Tierschutzes, aber auch der Gesundheit für Mensch und Tier.“

Laut EU: Wildtiere häufig Überträger von Krankheiten

Özdemir findet es richtig, dass auf europäischer Ebene geeignete Maßnahmen geprüft werden, die in allen Mitgliedsstaaten einheitliche Regeln vorgeben. „Eine europäische Positivliste – wie schon in manchen Ländern Standard – kann hier helfen“, so Özdemir.

Der von den vier Mitgliedstaaten gewünschte Katalog würde eine „begrenzte Anzahl von Tierarten“ aufzählen, die von Privatpersonen als Haustiere geführt werden dürfen. Der Verkauf und die Haltung von Tierarten, die nicht auf der Liste stehen, wären automatisch in der gesamten EU verboten.

Tierschützer halten eine solche Liste für begrüßenswert, einerseits wegen des Artenschutzes, andererseits weil die öffentliche Sicherheit durch Exoten wie Großkatzen und Schlangen gefährdet werden könne. Die Initiatoren des Rechtsvorschlags weisen ebenfalls auf das Problem von Zoonosen hin, das mit dem Wildtierhandel in Verbindung gebracht wird.

Schätzungen gehen laut EU-Papier davon aus, dass mehr als 70 Prozent aller zoonotischen Krankheiten von Wildtieren übertragen werden. Wenn diese zu Haustieren würden, „erhöht sich durch ihre Nähe zu menschlichen Besitzern die Gefahr einer Ansteckung drastisch“, lautet die Warnung. (kap)

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Kommentare
Ronald Meier 26.05.202209:26 Uhr

Hier wird mit der Sicherheit der Menschen (Tiger und Co. können ja Menschen erheblich verletzen) und Zoonosen als Grund für ein solches EU-Diktat angeführt. Nebenbei wird auch noch der Artenschutz bemüht. Nun, der Artenschutz ist schon längstens streng geregelt (u.a durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES). Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, der sog. ‚Liste von Bern‘ usw.) und braucht tatsächlich kein weiteres Gesetz. Diese erwähnten Listen regeln den Handel und Besitz/Haltung von sämtlichen Wildtieren weltweit aufs strengste. Aber hauptsächlich wird ja von den Initianden des neuen Diktats mit der Angst vor Krankheiten, sog. Zoonoses operiert. Nun, da möchte ich Sie fragen: Wann haben Sie in Europa das letzte mal von einer für den Menschen gefährlichen Zoonose gehört? Mir kommt da keine in den Sinn, schon gar nicht eine die von Zuhause gehaltenen exotischen Wildtieren übertragen wird (von Schlangen und anderen Reptilien schon gar nicht).

Die gefährlichen Zoonosen wie Aids, Covid-19, Mers und Ebola haben alle ihren Ursprung in Afrika oder Asien, die bei auf dem Lebensmittelmarkt gekauften Fleisch von toten Tieren auf den Menschen übertragen wurden. Es ist wieder einmal eine mit diffusen Ängsten operierende Kampagne, um ein vermeintliches, aber höchst unnötiges Gesetz zum ‚Tier- und Menschenschutz‘ zu installieren. Wir haben genug völlig sinnentleerte Gesetze, lassen Sie uns zuerst diese entrümpeln, bevor wir immer mehr neue, und erst noch unnötige, installieren!

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